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Was wir jetzt alle tun können

Die Vereinten Nationen mobilisieren derzeit alle ihre Kräfte, um ihren Beitrag zur Meisterung der COVID-19-Pandemie zu leisten. Ihr Mandat und ihre Werte sind wichtiger denn je. Gerade jetzt müssen wir unseren Beitrag zur Stärkung der internationalen Organisation leisten.

Superhelden mit Einschränkungen: Straßenszene in New York während des COVID-19-Ausbruchs. Elmo trägt eine Maske unter dem Kostüm auf dem Times Square, links ist der Hulk zu sehen.
Superhelden mit Einschränkungen: Straßenszene in New York während des COVID-19-Ausbruchs. (UN Photo/Evan Schneider)

Die COVID-19-Pandemie belastet derzeit das internationale, multilaterale politische Geflecht, auch innerhalb der Vereinten Nationen. Eine konzertierte Herangehensweise an die Pandemie wird vielfach durch Nationalstaatlichkeit erschwert. Gleichzeitig schränken eine Reihe nationalstaatlicher Maßnahmen Bürger- und Menschenrechte ein. Neben einer Eindämmung der Pandemie gilt es nun, die weitreichenden sozialen Auswirkungen und eine drohende weltwirtschaftliche Rezession abzumildern. Jeder von uns kann hierzu einen Beitrag leisten.

Internationale Entwicklungen

Ein 125 Nanometer kleines Coronavirus namens SARS-CoV-2, Verursacher der als COVID-19 bezeichneten Infektionskrankheit, ist Ursache einer für die Menschheit gemeinsamen Gefahr. Der jetzt pandemisch zirkulierende, zoonotische Erreger, also der von Tieren auf Menschen übertragen wird, etablierte sich im Dezember 2019 in der Bevölkerung der chinesischen Provinz Hubei und verbreitet sich seither weltweit rasant. Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization – WHO) erklärte SARS-CoV-2/COVID-19 am 30. Januar 2020 folglich zu einem öffentlichen Gesundheitsnotstand von internationaler Tragweite, am 12. März gar als Pandemie.

SARS-CoV-2/COVID-19 stellt laut UN eine der schwierigsten Herausforderungen für Gesundheitssysteme und Gesellschaften seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Es ist eine Frage der Gesundheitssicherheit von erstem Range und muss nun in den UN-Mitgliedstaaten mit ganz unterschiedlichen Gesundheitssystemen bewältigt werden. „Dieses Virus ist gefährlich. Es nutzt Risse zwischen uns aus, wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben“, resümierte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am 20. April.

Während viele UN-Mitgliedstaaten in der SARS-CoV-2/COVID-19 Strategie nationalstaatlich vorgehen, ist das internationale UN-System in Bezug auf öffentliche Gesundheit und SARS-CoV-2/COVID-19-Kontrolle global gut aufgestellt: UN-Generalsekretär António Guterres ist persönlich engagiert. Auch wenn der UN-Sicherheitsrat bislang bedauerlicherweise untätig bleibt, beschließt wenigstens die UN-Generalversammlung Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung und pocht auf internationale Zusammenarbeit. Alle UN-Sonderorganisationen und -programme sind involviert und viele von ihnen haben dezidierte SARS-CoV-2/COVID-19-Informationsportale eingerichtet. Die der öffentlichen Gesundheit verpflichtete WHO verfügt als UN-Sonderorganisation über 72 Jahre Erfahrung in der Bekämpfung internationaler Gesundheitskrisen und koordiniert völkerrechtlich verpflichtende Instrumentarien wie die internationalen Gesundheitsvorschriften. „Das Engagement der WHO gilt der Wissenschaft, Problemlösungen und der Solidarität“, folgerte Tedros am 20. April.

Die Krise für eine bessere Welt nutzen

Was die Verlangsamung der COVID-19-Pandemie angeht, wollen derzeit viele Menschen weltweit gewiss nicht nur „Empfänger“ von Sachverständigenwissen (und -interpretation) oder „Empfänger“ eines gesundheitspolitischen Maßnahmenkatalogs sein. Sie erwarten tatsachenbasiert informiert zu sein und das gesundheitlich „Richtige“ zu tun. Sie wollen in dieser schweren Zeit vielfach Solidarität zeigen und sich als menschlich erweisen.

In der Hoffnung, dass alles wieder gut wird, zu recht und sehr mutig, appelliert Generalsekretär António Guterres an alle Regierungen und alle Menschen dieser Welt, die Krise für eine bessere Welt zu nutzen. Die UN wollen und müssen jeden einzelnen Menschen erreichen und involvieren und werben daher immer wieder mit „United Nations: It’s Your World“. Auf die Bedeutung der Zivilgesellschaft für die UN hat der im Jahr 2018 verstorbene, frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan in seinem Buch „We the Peoples: A UN for the 21st Century“ hingewiesen.

In diesem Sinne folgen hier einige konstruktive und persönliche Ideen, was „wir“, das heißt jeder Einzelne, gegen Corona und für die UN, jetzt machen können:

  1. Nicht allein „global denken und lokal (gesundheitsrelevant) handeln“ sondern – mit den Vereinten Nationen und ihren Werten – „glokal“ denken und agieren. Eine globalisierte Welt während einer Pandemie erfordert dies besonders. Dies gilt für jeden selbstverständlich innerhalb des rechtlichen Rahmens des jeweiligen UN-Mitgliedstaates.
  2. UN-Werte wie Multilateralität und internationale Solidarität müssen jetzt alle hochhalten und zum Beispiel als Individuum an den COVID-19-Solidaritäts-Reaktionsfonds der WHO spenden.
  3. SARS-CoV-2/COVID-19-relevante internationale, UN-gestützte Ethik- und Menschenrechtsregelwerke besser bekannt machen, in eine gesellschaftliche Debatte aufnehmen und verteidigen.
  4. Wissenschaftsproduktion jenseits gefälschter Nachrichten („fake news“) fördern und sich über glaubwürdige Quellen informieren; Wissensportale der UN und virtuelle UN-Bibliotheken nutzen und wichtige Inhalte von dort verbreiten.
  5. Die SARS-CoV-2/COVID-19-Wissensproduktion in allen disziplinären oder interdisziplinären Wissensgebieten stärken, von der Virologie und Epidemiologie zu den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
  6. Sich bei den UN beim UN-Freiwilligenprogramm bewerben oder ehrenamtlich engagieren; durch eine Bewerbung und eine eventuelle Beschäftigung in den UN persönliche Expertise und Berufserfahrung in die UN einbringen.
  7. „Model United Nations“-Aktivitäten an Universitäten oder anderswo unterstützen, ebenso nationale UN-Gesellschaften stärken: Es geht darum, dass sich möglichst viele Menschen national und international engagieren und die Arbeit ehrenamtlich tätiger Organisationen mitgestalten.
  8. Eine konstruktive wissensbasierte Debattenkultur pflegen und erhalten, beispielsweise über diesen Debattenblog.

 

Johannes Sommerfeld war von 2000–2019 Gesundheitssozialwissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Special Programme for Research and Training in Tropical Diseases (TDR), in Zusammenarbeit mit UNICEF, UNDP und der Weltbank.


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