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WHO mobilisiert Wissenschaft für die Suche nach einem Corona-Impfstoff

Das neuartige Coronavirus breitet sich in immer mehr Regionen der Welt aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bemüht sich, Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen zu unterstützen und Wissenschaftlern bei der Suche nach einem Impfstoff behilflich zu sein.

Treffen Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generalddirektor der WHO,  mit UN-Generalsekrertär António Guterres (rechts) am Genfer Hauptsitz der WHO.
Treffen des WHO-Generalddirektors Tedros Adhanom Ghebreyesus mit UN-Generalse­­kretär António Guterres. (UN Photo/Jean-Marc Ferré)

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Seit Ende 2019, als in China die ersten Fälle einer Lungenkrankheit mit unbekannter Ursache nachgewiesen wurden, breiten sich Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus weltweit aus.

Das Coronavirus gehört zu einer Gruppe von Viren, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren vorkommen. Die auftretenden Symptome reichen von normaler Erkältung bis hin zu schweren Lungenerkrankungen mit Todesfolge. Das neue Coronavirus ist ein eigenständiges Virus, gehört aber zur gleichen Virusfamilie wie das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS-Cov).
 

Globale Notlage und Pandemie

Ende Januar hat die WHO, die Sonderorganisation der Vereinten Nationen für globale öffentliche Gesundheit, den Ausbruch des Coronavirus zu einem öffentlichen Gesundheitsnotstand von internationaler Tragweite (international public health emergency, PHEIC) und am 11. März dann zu einer globalen Pandemie erklärt. Ein PHEIC kann offiziell ausgerufen werden, wenn „ein außergewöhnliches Ereignis eintritt, das durch die internationale Verbreitung von Krankheiten ein Risiko für die öffentliche Gesundheit anderer Staaten darstellt und möglicherweise eine koordinierte internationale Reaktion erfordert“.

Eine ständig wachsende Zahl von Ländern hat Reisebeschränkungen verhängt. Die WHO hat sich jedoch zu diesem Thema zurückhaltend geäußert. „Gemäß den internationalen Gesundheitsvorschriften sind die Länder verpflichtet, ihre Notfall-Maßnahmen vor der WHO zu begründen“, schreibt The New Humanitarian. In einem Interview am 20. März betonte Dr. David Nabarro, ein Sonderbeauftragter des WHO-Generaldirektors für COVID-19, dass Einreiseverbote von untergeordneter Bedeutung sind. An erster Stelle sollte die Information und Aufklärung der Öffentlichkeit stehen, und die Einsatzbereitschaft der Gesundheits- und medizinischen Einrichtungen sowie die Identifizierung und Eindämmung von Infektionsfällen sollte gewährleistet werden.
 

Bemühungen zur Unterstützung von Regierungen

Die WHO ist besonders darum bemüht, Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen zu unterstützen, was angesichts der weltweiten Ausbreitung des Virus' immer dringlicher wird. Die Organisation arbeitet mit Nachdruck daran, alle Länder zu unterstützen. Zu diesem Zweck hat sie einen 675-Millionen-Dollar-Plan auf den Weg gebracht. „Wir wissen, dass es zu erheblichen Erkrankungen und Todesfällen kommen könnte, wenn sich diese Krankheit in diesen Ländern ausbreitet“, sagte der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, am 20. März 2020.

Der Zusammenbruch des Marktes für persönliche Schutzausrüstung stellt die Länder derzeit vor eine entscheidende Herausforderung. Die WHO arbeitet mit Hochdruck daran, die Situation zu entschärfen, und hat Hersteller für medizinische Geräte identifiziert. Für ihre globale Pandemiebekämpfung erhält die WHO von etlichen Ländern zusätzliche finanzielle Unterstützung. Kuwait zum Beispiel hat vor kurzem zusätzliche 40 Millionen US-Dollar beigesteuert.

Die Weltgesundheitsorganisation spielt aufgrund ihrer Schlüsselrolle bei der Entwicklung, Überwachung und Umsetzung internationaler Normen und Standards eine wichtige Rolle in der globalen Governance im Gesundheitsbereich und bei der Bekämpfung von Krankheiten. Sie entwickelt beispielsweise Regulierungsstandards für Impfstoffe, unentbehrliche Medikamente und Gesundheitsprodukte und koordiniert die verschiedenen Akteure im Hinblick auf gemeinsame Ziele. Dementsprechend spielt die WHO eine Schlüsselrolle bei globalen Forschungs- und Innovationsaktivitäten als Antwort auf das Coronavirus. „Die Nutzung der wissenschaftlichen Möglichkeiten ist entscheidend, um diesen Ausbruch unter Kontrolle zu bringen“, sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
 

Kommunikationsstrategien

Bereits Ende Februar organisierte die WHO ein Forum in Zusammenarbeit mit der Global Research Collaboration for Infectious Disease Preparedness. Das Forum brachte Wissenschaftler, Gesundheitsminister, Forschungsförderer und Forschungseinrichtungen zusammen, die sich gemeinsam mit Themen wie COVID-19, Forschung im Bereich der öffentlichen Gesundheit, Diagnostik sowie der Entwicklung von Medikamenten und verschiedenen Arten von Tests und Therapien auseinandersetzten.

Die Forscher bauen auf der bestehenden SARS- und MERS-Forschung auf, haben aber immer noch Mühe, die Forschungslücken zu füllen, sagte Dr. Soumya Swaminathan, die leitende Wissenschaftlerin der WHO. „Das Verständnis der Krankheit, ihrer Vorkommen, der Übertragung und des klinischen Schweregrades und die anschließende Entwicklung wirksamer Gegenmaßnahmen ist entscheidend für die Kontrolle des Ausbruchs, damit Todesfälle reduziert und die wirtschaftlichen Auswirkungen minimiert werden können.“ Bei diesen Maßnahmen geht es zum Beispiel um eine Erhöhung der Wirksamkeit von Tests, Medikamenten und Impfstoffen sowie um einen erschwinglichen Mechanismus, um gefährdete Bevölkerungsgruppen zu erreichen und ihnen zu helfen.

Da es entscheidend ist, die Menschen so umfassend wie möglich zu informieren und zu erreichen, arbeitet die WHO auch mit den großen globalen sozialen Netzwerken Facebook und WhatsApp zusammen. Gemeinsam haben sie den WHO-Gesundheitswarndienst (WHO Health alert messaging service) ins Leben gerufen, um zuverlässige Informationen über COVID-19 für jeden zugänglich zu machen. Laut Will Cathcart, der den WhatsApp-Warndienst der WHO betreibt, „haben sich bereits über eine Million Menschen angemeldet“.
 

Suche nach einem Impfstoff

Als die chinesischen Behörden im Januar das Coronavirus entdeckten, wurde der R&D Blueprint als Teil der Reaktion der WHO aktiviert. Der R&D (Forschung und Entwicklung)-Strategieplan, für den die WHO als Koordinationsstelle fungiert, ist ein globaler Strategieplan, der es ermöglicht, während einer Epidemie schnell R&D-Programme auszulösen. Sein Hauptziel besteht darin, die Verfügbarkeit von Tests, Impfstoffen und Medikamenten weltweit zu verfolgen. Früher wurden die R&D Blueprints für Krankheiten wie Ebola, Lassa-Fieber oder MERS-Cov. verwendet.

Inzwischen haben die ersten Impfversuchsreihen begonnen. Die Tests begannen „nur 60 Tage, nachdem die genetische Sequenz des Virus von China mitgeteilt wurde“, sagte der Chef der WHO, Adhanom Ghebreyesus, am 18. März 2020. Es könne jedoch 12 bis 18 Monate dauern, bis eine Impfung allgemein zugänglich sei.

David Nabarro, der Sonderbeauftragte der WHO, glaubt, dass die Krise bewältigt werden kann, wenn angemessene Maßnahmen wirksam umgesetzt werden. Er wies aber auch darauf hin, dass „die Welt viel länger brauchen wird, um die Coronavirus-Pandemie zu überwinden, wenn die Nationen weiterhin unabhängig voneinander arbeiten und die WHO-Leitlinien nicht konsequent anwenden“.
 

Khushbakht Fatima


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