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UN-Generalsekretäre und die Vision einer nachhaltigen Weltgesellschaft

Die Vereinten Nationen haben sich seit ihrer Gründung vor 75 Jahren stets neu erfunden und werden auch in Zukunft von essentieller Bedeutung für die Weltgesellschaft sein. Groβe und nachhaltige Wirkung hatten immer auch die Visionen, die aus dem schwierigen Amt des UN-Generalsekretärs entstanden.

Johannes Sommerfeld (Foto: privat)

Wenn wir eine Vision der Vereinten Nationen und ihrer Zukunft entwerfen, lohnt auch immer eine Innen- und Rückschau. Ich habe fast zwanzig Jahre als „International Civil Servant“, als sehr kleines „Rädchen“, im UN-System gearbeitet. Neben meiner inhaltlichen Arbeit, die durch die Werte und Verhaltensstandards des UN-Sekretariats geprägt war, haben mich stets die Geschichte der Vereinten Nationen und insbesondere das schwierige Amt des Generalsekretärs fasziniert.

Der Generalsekretär – noch gab es keine weibliche Generalsekretärin – ist das Aushängeschild der Organisation. Seine Persönlichkeit, Ausstrahlung und Vision bestimmen in hohem Maße das Bild der Vereinten Nationen in der Öffentlichkeit.

Die Visionen zweier bedeutender Generalsekretäre stechen heraus.

Für Dag Hammarskjöld (1953-1961) bedeutete die Arbeit der Vereinten Nationen in den unsicheren Zeiten der Entkolonisierung und des Kalten Krieges ein stetes „Arbeiten am Rande des Unbekannten“. Hammarskjölds posthum veröffentlichtes Tagebuch „Zeichen am Weg“ hat philosophische und visionäre Tiefe und ist ein Klassiker der Literatur über die Vereinten Nationen.

Vierzig Jahre später, bereits im Zeitalter der Globalisierung, legt Kofi Annan (1997-2006) eine Vision „für eine bessere Welt“ vor, die um die Jahrtausendwende die UN als Wegbereiter für die Millenniumsziele, später die Ziele für nachhaltige Entwicklung positionierte.

Die Vereinten Nationen entstanden aus den Trümmern des 2. Weltkriegs, haben nun aber 75 Jahre sehr erfolgreich gewirkt. Die UN-Generalsekretäre haben dazu beigetragen, die Weltorganisation zukunftsfähig zu machen. Es kommt in Zukunft viel auf das UN-Sekretariat an, aber noch weit mehr auf den politischen Willen und die Handlungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten.

Ob die ehrgeizigen globalen Ziele erreicht werden, steht in den Sternen einer ungewissen Zukunft. Trotz alledem bin ich zuversichtlich, dass die Organisation auch die aktuelle globale Krise meistern und für die Lösung der gemeinsamen, globalen Probleme der Weltgesellschaft langfristig noch bedeutender wird.

Glückwunsch den Vereinten Nationen (und ihren Generalsekretären) zum 75-jährigen Jubiläum und viel Erfolg weiterhin.


Dr. Johannes Sommerfeld ist Gesundheitssozialwissenschaftler und hat von 2000-2019 im UNICEF/UNDP/World Bank/WHO Special Programme for Research and Training in Tropical Diseases (TDR) gearbeitet.


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