Partnerschaften mit der Wirtschaft als Hoffnungsträger für die Vereinten Nationen?

Wir erleben derzeit eine Erosion multilateraler Zusammenarbeit und eine Renaissance nationalstaatlicher Egoismen. Die Vereinten Nationen befinden sich in einem strukturellen
Dilemma: Auf der einen Seite werden der Weltorganisation immer neue Aufgaben zur Bewältigung der globalen Probleme übertragen, etwa beim Klimaschutz, der
Armutsbekämpfung und der Friedenssicherung. Auf der anderen Seite sind die Regierungen nicht bereit, der UNO die dafür notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. So haben die USA angekündigt, ihre freiwilligen Beiträge an UN-Programme massiv zu kürzen.

Vor diesem Hintergrund setzen viele Stimmen ihre Hoffnungen in eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den VN und der Privatwirtschaft. Kooperationen mit der Wirtschaft
gelten als pragmatisch, lösungsorientiert, flexibel und effizient. Es gibt aber auch Vorbehalte gegenüber dem gegenwärtigen Partnerschaftsboom. So wird
befürchtet, dass der Einfluss transnationaler Unternehmen und ihrer Interessenvertreter auf die Politik der VN wächst. Zudem wird die Gefahr einer weiteren Zersplitterung des
internationalen Institutionengefüges durch unzählige neue Partnerschaften gesehen.

Jens Martens ist Geschäftsführer des Global Policy Forums (New York) und des Global Policy Forums Europe (Bonn). Diese Nichtregierungsorganisationen begleiten kritisch die Arbeit der
VN. Außerdem ist Jens Martens als Koordinator der globalen Civil Society Reflection Group on the 2030 Agenda for Sustainable Development tätig. Als freiberuflicher Autor und Berater
war er für verschiedene deutsche NRO und Stiftungen tätig und vertrat deutsche NRO bei zahlreichen Tagungen und Konferenzen der VN.
In seinem Vortrag wird er Chancen und Risiken von Kooperationen zwischen den VN und der Wirtschaft beleuchten und aktuelle Trends skizzieren. Daran wird sich eine Diskussion und ein
kleiner Empfang anschließen.