Studienreise nach Kolumbien
Vom 28. August bis 6. September 2017 besuchten 15 DGVN-Mitglieder die kolumbianische Hauptstadt Bogotá sowie die Hauptstadt der Bergprovinz Antioquia Medellín.
In dem lateinamerikansichen Staat hatte eine zwischen der Regierung und der bewaffneten Widerstandsbewegung FARC im September 2016 abgeschlossene Friedensvereinbarung zunächst die Zustimmung der Bevölkerung knapp verfehlt. Eine nachgebesserte Fassung des Friedensvertrages wurde dann im Dezember 2016 durch das kolumbianische Parlament mit großer Mehrheit gebilligt. Die nach Kolumbien entsandte Mission der Vereinten Nationen (United Nations Mission in Colombia) war durch den UN-Sicherheitsrat mandatiert worden, den im Friedensvertrag vereinbarten Demobilisierungsprozess der ehemaligen FARC-Rebellen zu begleiten. Tatsächlich wurden die durch die FARC abgegebenen Waffen durch die UN-Mission eingesammelt; die Waffenvernichtung erfolgt ebenfalls in der Verantwortung der Vereinten Natonen. Für die etwas verkleinerte UN-Nachfolgemission, deren Mandat Ende September 2017 offiziell beginnt, stehen vor allem die Unterstützung für die Ausweitung staatlicher Autorität in die bisher von der FARC kontrollierten Regionen sowie die Reintegration ehemaliger FARC-Rebellen in die Gesellschaft im Vordergrund. Parallel haben in Quito (Ecuador) Verhandlungen mit der ELN, einer weiteren Rebellengruppe, begonnen, um auch diese in den Friedensprozess zu integrieren.
Im Rahmen der Studienreise führte die DGVN-Gruppe unter Leitung des stellvertretenden DGVN-Vorsitzenden Dr. Ekkehard Griep in Bogota und Medellin Gespräche u.a. mit dem Leiter der UN-Mission in Kolumbien, Jean Arnault, sowie mit Vertreterinnen mehrerer UN-Sonderorganisationen (UNOCHA, UNICEF, UN Women) in Kolumbien, informierte sich über Entwicklungsprojekte und traf Opfer des Bürgerkrieges. Ferner standen Austausche mit der Mission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS-MAPP), der Delegation der Europäischen Kommission und mit Wissenschaftlern im Rahmen des kolumbianisch-deutschen CAPAZ-Projekts zur Friedensförderung auf dem Programm. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der DGVN-Studienreise wurden die Komplexität und zahlreiche Herausforderungen des begonnenen Friedensprozesses in Kolumbien deutlich vor Augen geführt. Die Nachhaltigkeit des Friedens sei keineswegs gesichert, und Risiken politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Art bestünden fort, so zahlreiche Gesprächspartner. Um den begonnenen Prozess der innenpolitischen Versöhnung weiterzuführen, bedürfe es des Engagements aller Betroffenen und weiterhin zielgerichteter internationaler Unterstützung. Kolumbien, dies war eine zentrale Erkenntnis der Studienreise, haben sich durch das Friedensabkommen zwar neue Chancen eröffnet, die aber auch genutzt werden sollten.
Weitere Beiträge
„Der Friedensprozess in Kolumbien – Erfolgsaussichten und Risiken“, von Deborah Düring