Glossar
Von A bis Z: Alle wichtigen Abkürzungen, Akteure und Begriffe rund um das Thema Finanzierung der Vereinten Nationen auf einen Blick.
Pflichtbeiträge
Pflichtbeiträge sind Beiträge, die jeder Mitgliedstaat der Vereinten Nationen an den ordentlichen UN-Haushalt, an die Haushalte der Friedensmissionen sowie in den Pflichtteil der regulären Haushalte solcher UN-Sonderorganisationen und -Programme zahlen muss, in denen ein Staat Mitglied ist. Die Pflichtbeiträge werden anhand eines Beitragsschüssels errechnet und unterscheiden sich von UN-Organisation zu Organisation aufgrund unterschiedlicher Mitgliedsländer, zum Beispiel sind die USA nicht mehr Mitglied in der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Dabei werden mehrere Faktoren und insbesondere das Bruttonationaleinkommen berücksichtigt.
Freiwillige Beiträge
Freiwillige Beiträge bilden neben den Pflichtbeiträgen eine wichtige Säule der UN-Finanzierung. Hierbei wird zwischen solchen Beiträgen unterschieden, die von den UN-Organisationen flexibel verwendet werden dürfen, und Geldern, deren Verwendung an die Bedingungen des Geldgebers gebunden ist. Über Art und Umfang der freiwilligen Leistungen entscheidet jeder Mitgliedstaat selbst. Sie können von Jahr zu Jahr stark variieren. Manche Organisationen wie das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) oder das Welternährungsprogramm (WFP) sind zu fast 100 Prozent durch diese Beiträge finanziert.
Kernbeiträge
Bei Kernbeiträgen handelt es sich um freiwillige Beiträge von UN-Mitgliedstaaten, Organisationen oder Privatspendern. Kernbeiträge sind nicht zweckgebunden und können daher nach Bedarf von den UN-Organisationen eingesetzt werden.
Zweckgebundene Beiträge
Bei den zweckgebundenen Beiträgen handelt es sich um freiwillige Beiträge, die an die Bedingungen des Geldgebenden geknüpft sind, etwa die Förderung nur bestimmter Projekte, und somit nicht flexibel eingesetzt werden können. Sie können von Jahr zu Jahr stark variieren. Beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) haben in den letzten Jahren hohe Summen an zweckgebundenen Mitteln erhalten. Die Zweckbindung kann sich auf bestimmte Weltregionen oder Themengebiete beziehen oder noch enger gefasst sein und konkrete Einzelprojekte umfassen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) wird beispielsweise fast ausschließlich über größere und kleinere Einzelprojekte finanziert.
UN-Haushalt
Bei den Vereinten Nationen gibt es zwei wesentliche Haushalte: den ordentlichen Haushalt, der insbesondere die Erfüllung der Daueraufgaben ermöglicht, und den Haushalt für die UN-Friedensmissionen (Peacekeeping Missions). Beide Haushalte werden größtenteils aus den Pflichtbeiträgen finanziert und durch freiwillige Beiträge ergänzt. Die Ausgaben aus diesen beiden Haushalten machen dabei nur etwa 20 bis 25 Prozent der Gesamtausgaben des UN-Systems aus. Der UN-Generalsekretär macht den Vorschlag über die Höhe der Haushalte, die Mitgliedstaaten müssen darüber entscheiden und beschließen gegebenenfalls Anpassungen.
Ordentlicher Haushalt
Der ordentliche oder "reguläre" Haushalt sorgt für die Deckung der laufenden Kosten, insbesondere der Daueraufgaben. Zu diesen gehören unter anderem Personalkosten, Ausgaben für die UN-Amtssitze, globale Kommunikation, allgemeine politische Angelegenheiten, Sitzungen und Konferenzen sowie die Kosten für die Durchführung der "Besonderen Politischen Missionen", die heute einen großen Anteil am ordentlichen Haushalt haben.
Haushalt für die UN-Friedensmissionen
Die UN-Friedensmissionen werden hauptsächlich durch die Pflichtbeiträge und im geringen Maße durch freiwillige Beiträge finanziert. Die Pflichtbeiträge für Friedensmissionen ähneln denen des regulären Haushalts, wobei die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats (China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA) verhältnismäßig höhere Beiträge zahlen (zum Beispiel die USA ca. 28 Prozent statt 22 Prozent). Für jede Mission wird ein gesonderter Haushalt durch das UN-Sekretariat aufgestellt. Die Finanzierung gilt in der Regel für eine Periode von sechs Monaten und muss bei Bedarf vom Sicherheitsrat jeweils verlängert werden.
Haushaltsverhandlungen
Die Haushaltsverhandlungen werden meist von Diplomatinnen und Diplomaten aus den Ständigen Vertretungen in New York geführt und finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In den Haushaltsverhandlungen werden nicht nur große Fragen diskutiert. Häufig gibt es unterschiedliche Meinungen bei einzelnen kleineren Haushaltsposten, und die dafür veranschlagten Beträge, zum Beispiel im Bereich des Menschenrechtsschutzes oder der UN-Regionalkommissionen, werden häufig kontrovers diskutiert.
Beitragssatz
Der Beitragssatz ist der nach dem Beitragsschlüssel berechnete Pflichtbeitrag, den die UN-Mitgliedstaaten jährlich an die UN entrichten müssen. Der UN-Beitragssatz gilt für den ordentlichen Haushalt, ergänzt um Aufschläge für die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats für die Friedensmissionen. Die UN-Sonderorganisationen übernehmen nur teilweise die Berechnungsgrundlage der UN. Staaten mit hoher Auslandsverschuldung und/oder niedrigem Pro-Kopf-Einkommen erhalten Nachlässe, die bei den Industrieländern zu entsprechenden Zuschlägen auf den Beitragssatz führen. Der maximale Beitragssatz (den einzig die USA zahlen) liegt für den ordentlichen Haushalt bei 22 Prozent. Der minimale Beitragssatz liegt bei 0,001 Prozent (zum Beispiel für Belize oder Eritrea).
Beitragsschlüssel
Der Beitragsschlüssel für die Pflichtbeiträge, der die Mitgliedsbeiträge der UN-Mitgliedstaaten alle drei Jahre neu festlegt, umfasst aktuell Berechnungsgrundlagen, die das Bruttonationaleinkommen, die Verschuldung und den Entwicklungsstand der Mitgliedstaaten einbeziehen. Außerdem umfasst er prozentuale Ober- und Untergrenzen (siehe Beitragssatz). Dabei gilt insgesamt: Reiche Länder zahlen mehr, arme Länder zahlen weniger.
Liquiditätskrise
Liquidität beschreibt die Fähigkeit von UN-Organisationen, ihre Rechnungen für Gehälter, Konferenzen oder Dienstleister bezahlen zu können. Liquiditätskrisen entsehen insbesondere dann, wenn erwartete Einnahmen nicht oder nicht rechtzeitig eintreffen oder wenn durch unvorhergesehene Ereignisse die Ausgaben steigen. Die Liquiditätskrisen der vergangenen Jahre wurden insbesondere durch das Zurückhalten oder Verzögern von Pflichtbeiträgen seitens der Mitgliedstaaten ausgelöst.
Daueraufgaben
Mit Daueraufgaben sind längerfristige oder zeitlich unbegrenzte Mandate der UN gemeint, die sich zum Beispiel durch internationale Konventionen, UN-Resolutionen oder regelmäßige Konferenzen und Ausschussitzungen ergeben. Die Erfüllung dieser normativen oder organisatorischen Aufgaben unterscheidet sich von der Finanzierung kurzfristiger humanitärer Krisen oder bestimmter Projekte.
Haushaltsperiode
Die Haushaltsperiode beschreibt den Zeitraum, für den ein Haushalt offiziell beschlossen ist. Über viele Jahrzehnte wurde der reguläre UN-Haushalt für zwei Jahre beschlossen und galt dann von Januar bis zum Dezember des Folgejahres. Seit dem Jahr 2020 sind die regulären Haushalte einjährig (von Januar bis Dezember), genauso wie die Friedensmissionshaushalte (allerdings von Juli bis Juni des folgenden Jahres).
Hauptbeitragszahler
Mit Hauptbeitragszahler sind in der Regel die Mitgliedstaaten mit den prozentual höchsten Pflichtbeiträgen an die UN oder ihren Sonderorganisationen gemeint, insbesondere die kleine Zahl an Staaten, die mindestens ein Prozent der Pflichtbeiträge zahlen.
Fünfter Ausschuss der Generalversammlung für Verwaltung und Haushalt
Der Fünfte Ausschuss der Generalversammlung ("the Fifth") ist das Gremium der Generalversammlung, in dem über Fragen des Haushalts und der Verwaltung entschieden wird. Der Fünfte Ausschuss versucht stets im Konsens den Haushalt zu beschließen, Abstimmungen sollen die Ausnahme sein. Im Ausschuss sitzen Diplomatinnen und Diplomaten aller 193 UN-Mitgliedstaaten.
Beratender Ausschuss für Verwaltungs- und Haushaltsfragen (ACABQ)
Der ACABQ ist ein Fachausschuss, der dem Fünften Ausschuss der Generalversammlung beratend zur Seite steht. Seine 21 Mitglieder repräsentieren die großen Weltregionen, sind aber nicht an Weisungen gebunden. Im ACABQ werden alle wichtigen Entscheidungen und Berichte rund um Haushalt und UN-Verwaltung für den Fünften Ausschuss vorab diskutiert.
Programm- und Koordinierungsausschuss (CPC)
Der CPC ist ein Unterausschuss des Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC) mit 32 Mitgliedern, die von den Mitgliedstaaten entsandt werden. Der CPC diskutiert unter anderem die inhaltlichen ("programmatischen") Aspekte des UN-Haushalts, bevor diese im Fünften Ausschuss der Generalversammlung entschieden werden. Kernfrage ist, ob alle Mandate (siehe Daueraufgaben) auch angemessen im Haushalt Beachtung finden.
Sekretariatsabteilung Managementstrategie, Grundsatzpolitik und Regeleinhaltung (DMSPC)
Die Sekretariatsabteilung DMSPC - mehrfach umbenannt in den vergangenen Jahrzehnten - ist die Abteilung im UN-Sekretariat, in der der UN-Haushalt formuliert und die Einnahmen und Ausgaben überwacht werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Abteilung stehen den Ausschüssen (Fünfter Ausschuss, ACABQ, CPC) auch Rede und Antwort, wenn deren Mitglieder Nachfragen zu Haushaltsvorschlägen oder zu Berichten über die Verwendung von Geldern haben.