Bericht zur Verleihung der Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille 2016

Fotostrecke: Verleihung der Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille
Drei Jahre nach der letztmaligen Verleihung der Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille an Professor Benjamin Ferencz und den Internationalen Strafgerichtshof wurden mit ebendieser am 22. November 2016 erneut bedeutende Persönlichkeiten für ihren Einsatz zur Lösung weltpolitischer Probleme im Umfeld der Vereinten Nationen geehrt. Dabei ging die Auszeichnung dieses Mal an die langjährige hohe UN-Mitarbeiterin Angela Kane und an den aktuellen UN-Sondergesandten für Syrien Staffan de Mistura, deren Wirken in einer Laudatio des Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier gewürdigt wurde.
Den festlichen Rahmen für die Zeremonie bot der alte Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses sowie die musikalische Begleitung durch das Babylon Orchestra mit orientalischen Kompositionen. Syrische Flüchtlinge engagieren sich in diesem Orchester und spielten die für sie bedeutenden Musikstücke. Damit wurde auch ein thematischer Bezug zur Syrienkrise hergestellt, der in der Vita beider Preisträger eine große Rolle spielt. Mit einem Grußwort leitete der DGVN-Vorsitzende Detlef Dzembritzki zu Beginn thematisch in den Abend ein, stellte die Preisträger vor und verwies auf anwesende Ehrengäste, u.a. Martin Kobler, der zurzeit deutscher Sondergesandter für Libyen ist.
Die Preisträger: Angela Kane und Staffan de Mistura
Mit Angela Kane und Staffan de Mistura standen zwei sehr renommierte und erfahrene Persönlichkeiten vor der Verleihung der Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille. Nach ihrem Einstieg bei den UN in der Abteilung für Presse und Information im Jahr 1977 bekleidete die in Deutschland geborene Kane in ihrer folgenden 40-jährigen Karriere eine Vielzahl an unterschiedlichen Ämtern und Positionen. Besonders erwähnenswert ist dabei etwa ihre Funktion als Friedensvermittlerin in Indonesien, Thailand und Lateinamerika. Nach einigen Jahren als Referentin des UN-Generalsekretärs für politische Fragen und innerhalb der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit war sie 2003 erneut für eine Friedensmission tätig, in diesem Fall für Äthiopien und Eritrea. Nachdem sie in der Folgezeit ein weiteres Mal im direkten Umfeld des Generalsekretariats eingesetzt wurde und dabei unter anderem die Hauptabteilung Management leitete, wurde sie 2012 für den Posten als Hohe Beauftragte der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen berufen, welchen die heute 68-jährige bis März 2015 ausführte.
Der 69-jährige de Mistura begann seine UN-Karriere 1971 beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) im Sudan. Die Fokussierung auf humanitäre Projekte behielt der Sohn einer schwedischen Mutter und eines italienischen Vaters jahrzehntelang bei, in denen er etwa bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und dem UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) tätig war und dabei zahlreiche Konflikte, Hungernöte und sonstige Notlagen aus nächster Nähe miterlebte. Beispielhaft steht hier der Umgang mit den Versorgungsengpässen Dubrovnik und Sarajevo während der Jugoslawienkriege. Den Wechsel zur diplomatischen Krisenprävention vollzog im Jahr 2007, als er zum UN-Sonderbeauftragten und Leiter der Hilfsmission der in Irak (UNAMI) ernannt wurde und später die Hilfsmission in Afghanistan (UNAMA) leitete. 2014 erfolgte schließlich die Ernennung zum UN-Sondergesandten für den Konflikt in Syrien. In dieser Funktion beweist de Mistura erneut sein ausgesprochen hohes und aufopferndes Engagement und nutzt sein diplomatisches Geschick, um die Chance auf einen aussichtsversprechenden Friedensprozess am Leben zu erhalten.
Frank-Walter Steinmeier: "Wer Frieden schaffen will, muss Mut beweisen und das Bestreiten neuer Wege wagen."
In seiner Laudatio bewegte sich der wohl designierte Bundespräsident Steinmeier ganz im Rahmen des Namensgeber des Preises, Dag Hammarskjöld: Wer Frieden schaffen will, muss Mut beweisen und das Bestreiten neuer Wege wagen. In dieser Tradition sieht er auch Kane und de Mistura. Kane zeigte diesen Mut etwa eindrucksvoll anhand ihres Engagements bezüglich der Aufklärung und der Untersuchung des syrischen Chemiewaffeneinsatzes 2013, was mit einem nicht zu verachtendem Sicherheitsrisiko für sie und ihr Team verbunden war. Ihre Leistungen als ranghöchste Deutsche bei der UN umfassten dabei eine Vielzahl an weiteren Errungenschaften, sei dies die politische Interpretation ihrer Aufgaben etwa durch die Einmischung als Abrüstungsbeauftragte in die amerikanische Waffendebatte oder auch einfach nur die Herausforderung, sich mit den bürokratischen Strukturen der Weltgemeinschaft auseinanderzusetzen. De Misturas Wirken verbindet der deutsche Außenminister vor allem mit dessen beharrlichen und unermüdlichen Einsatz bei den Verhandlungen während des syrischen Bürgerkriegs. Besondere Bewunderung gilt dabei seinem unglaublichen inneren Antrieb und der Motivation, die Situation der Menschen vor Ort schnellstmöglich zu verbessern und die bedingt aus seinen Erfahrungen bei den Vermittlungen zu zahlreichen Konflikte, wie beispielsweise in Afghanistan, Somalia, Jugoslawien oder Zypern, entstandene „konstruktive Ernüchterung“, die seinen Willen bestärkte, den Ungerechtigkeiten entgegenzutreten. Seine Kunst, Gesprächspartner auch unter schwierigsten Bedingungen wieder an einen Tisch zu bringen, verdiene höchste Anerkennung.
Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille
Die Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich im kulturellen, wissenschaftlichen, journalistischen und politischen Bereich hervorragende Verdienste um die Förderung der Lösung der Weltprobleme durch das System der Vereinten Nationen erworben haben. Mehr zur Ehrenmedaille
Nachdem die beiden Preisträger die Medaille durch Steinmeier und Dzembritzki feierlich verliehen bekamen und sich in kurzen Dankesreden ans Publikum wandten, wurden diese noch in die Gesprächsrunde mit Moderatorin Birte Karalus gebeten. Dabei flossen neben inhaltlichen und politischen Aspekten ihrer Arbeit, treffend kommentiert von der dritten Person auf dem Panel, Prof. Dr. Manuel Fröhlich von der Universität Trier, auch viele Anekdoten und persönliche Bezüge in die Diskussion ein. So sorgten etwa Kanes erste Schritte in der UN-Stadt New York oder der Fluchthintergrund von de Misturas Vater während des Zweiten Weltkriegs für einen offenen und spannenden Dialog. Natürlich gaben die neuen Träger der Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille auch ihre Einschätzungen zu den bisherigen und künftigen Entwicklungen des sie beide sehr prägenden syrischen Bürgerkriegs wieder, wodurch den zahlreichen Anwesenden höchst informative Einblicke in die Arbeit von UN-Offiziellen in aktuellen Krisenherden geboten wurden. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde schließlich noch zum großen Empfang für weitere informelle Gespräche geladen.
Von Tobias Stelzer