Der schwere Weg zu „Zero Hunger“: Friedensnobelpreis 2020 geht an das Welternährungsprogramm
Das Welternährungsprogramm (World Food Programme – WFP) erhält den Friedensnobelpreis 2020 für „seine Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers, für seinen Beitrag bei der Verbesserung der Friedensvoraussetzungen in Konfliktregionen und für sein Handeln als lenkende Kraft bei den Bemühungen, Hunger als Waffe in Kriegssituationen zu verhindern“, wie das norwegische Nobelkomitee erklärte.
Im Jahr 1961 wurde das WFP gegründet und startete zwei Jahre später sein erstes Entwicklungsprogramm in Sudan. Heute ist das Welternährungsprogramm die weltweit größte humanitäre Organisation, die sich für den Kampf gegen den Hunger einsetzt. Mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) und besonders SDG 2 "Keine Hungersnot" haben sich die UN vorgenommen, bis zum Jahr 2030 den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit durch die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft zu gewährleisten und eine bessere Ernährung zu erreichen. Das WFP trägt maßgeblich zur Erreichung dieses Zieles bei, indem es in Notfällen Hilfe leistet und eine Grundlage für den Wiederaufbau von Konfliktgesellschaften und die darauffolgende Entwicklungszusammenarbeit bildet.
Die Zahl der Hungernden auf der Welt ist lange Zeit stetig gesunken. Seit etwa fünf Jahren steigt sie allerdings wieder. Dem Welthunger-Index zufolge leiden aktuell etwa 690 Millionen Menschen – fast neun Prozent der Weltbevölkerung – an chronischem Hunger. COVID-19, der Klimawandel und zunehmende Dürrekatastrophen, Konflikte sowie bestehende Ungleichheiten verschärfen die Ernsthaftigkeit der Lage in vielen Regionen nochmals.
Mit der Verleihung des Nobelpreises an das Welternährungsprogramm stellt das Nobelkomitee die Wichtigkeit der Bemühungen im Kampf gegen den Hunger in den Fokus der Öffentlichkeit und schenkt ihm neue Aufmerksamkeit. Die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees Berit Reiss-Andersen betonte die Wichtigkeit von multilateraler Zusammenarbeit auf internationaler Ebene, um globale Krisen zu überwinden. Es sei die Verantwortung der Vereinten Nationen, auch dorthin zu sehen, wo die Lage der Menschen am schlimmsten ist.
Der Chef des WFP David Beasley reagierte mit einem Video auf Twitter: „Das ist das erste Mal, dass ich sprachlos bin. Das ist unglaublich.“ Der Nobelpreis ist in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen dotiert – für das WFP, das ausschließlich von freiwilligen finanziellen Beiträgen abhängig ist, eine eher kleine Summe. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an das WFP kann somit auch als ein Weckruf gewertet werden, mehr Mittel im Kampf gegen den Hunger und die globalen Krisen allgemein zu mobilisieren.