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Die DGVN trauert um Prof. Dr. Thomas Bruha

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Thomas Bruha, unserem ehemaligen Vorsitzenden, Präsidiumsmitglied sowie herausragenden Wissenschaftler, geschätzten Kollegen und langjährigen Freund, der am 14. Juli 2024 im Alter von 79 Jahren verstorben ist.

Prof. Dr. Thomas Bruha am Rednerpult
Prof. Dr. Thomas Bruha. Foto: DGVN

Thomas Bruha war ein großer Verfechter der Herrschaft des Rechts in einer sich beständig enger verflechtenden Welt. Es ging ihm immer darum, auf Klarheit und Striktheit bei der Behandlung des Völkerrechts zu achten. Nur so könne der Politik ihre Grenzen um des Friedens willen aufgezeigt und das auf Sicherung des Friedens und seiner materiellen Voraussetzungen ausgerichtete Recht in den internationalen Beziehungen durchgesetzt werden. Seine zahlreichen völker- und auch europarechtlichen Schriften zeugen davon.

Bruha studierte, wie es damals nicht allgemein üblich, aber für einen zukünftigen Völker- und Europarechtler doch selbstverständlich war, Rechtswissenschaften nicht nur in Deutschland (Münster), sondern auch im Ausland, nämlich Lausanne und Genf, später als Post-Doc in Cambridge und an der McGill Universität in Montreal. Ebenfalls hervorzuheben ist seine Zeit am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, dem zentralen Forschungs- und Diskursort für das Völkerrecht in der Bundesrepublik. Seine Dissertation ‚Die Definition der Aggression. Faktizität und Normativität des UN-Konsensbildungsprozesses der Jahre 1968 bis 1974. Zugleich ein Beitrag zur Strukturanalyse des Völkerrechts‘, im Jahr 1980 erschienen bei Duncker & Humblot, schrieb er an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Hier lehrte und forschte er bis zum Jahr 1987 am Lehrstuhl von Heinhard Steiger, dem er bis zu dessen Tod im Jahr 2019 freundschaftlich verbunden blieb. 

Nachdem er die europa- und völkerrechtliche Ausrichtung des Liechtenstein-Instituts als Forschungsbeauftragter in den Jahren 1987 bis 1993 aufbaute, folgte er im Jahr 1993 einem Ruf auf eine Professur für öffentliches Recht, insbesondere Völker- und Europarecht an die Universität Hamburg. Dort war er sowohl am Institut für internationale Angelegenheiten als auch am Europa-Kolleg Hamburg sowie dem Institute for European Integration in unterschiedlichen verantwortungsvollen und leitenden Positionen tätig und blieb der Universität Hamburg weit über seine Emeritierung im Jahr 2011 als herausragender und überaus aktiver Wissenschaftler erhalten. 

Thomas Bruha war darüber hinaus in verschiedenen anderen wichtigen Positionen tätig, die sein Engagement für die internationale Gemeinschaft und den Frieden widerspiegeln, u.a. als langjähriger Mitherausgeber des Archivs des Völkerrechts. Besonders hervorzuheben ist seine Rolle als zunächst stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) in den Jahren 1999 bis 2007 und dann als Vorsitzender von 2007 bis 2011, von der aus er sich unermüdlich für die Ziele der Vereinten Nationen einsetzte und dazu beitrug, das Bewusstsein für internationale Zusammenarbeit und Menschenrechte in der deutschen Öffentlichkeit zu schärfen. Ihm ging es dabei immer auch um einen interdisziplinären Dialog zwischen den verschiedenen Wissenschaften, die sich der UN-Forschung widmen. Zudem war die DGVN für ihn ein Praxisfeld, auf dem er sich für eine multilaterale, verlässliche, klare und auf Rechtsregeln basierte Zusammenarbeit der Nationen einsetzte. Sein Nachfolger im Amt des DGVN-Vorsitzenden für die Jahre 2011 bis 2022 und DGVN-Ehrenvorsitzende, Detlef Dzembritzki, äußerte sich betroffen über den großen Verlust und betonte, wie angenehm, ja vergnüglich die Zusammenarbeit stets gewesen sei, unter anderem auch aufgrund des von Thomas Bruha geschätzten kollegialen und vertrauensvollen Stils und des loyalen Umgangs.

Ich hatte das große Glück, Thomas schon kennenlernen zu dürfen, als ich noch ein Kind war. Ich habe ihn immer wieder in privaten und später auch beruflichen Kontexten getroffen, unter anderem haben wir eine kleine gemeinsame Monografie zur Absolutheit des Folterverbots, auch im sogenannten ‚Krieg gegen Terror‘ nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001, verfasst. Dabei habe ich Thomas immer als zugewandten, offenen, ehrlichen und positiven Menschen erlebt, von dem ich sehr viel gelernt habe. Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar. 

Wir alle verlieren mit ihm nicht nur einen exzellenten Wissenschaftler, sondern auch einen warmherzigen und integren Menschen. Wir werden ihn für seine fachliche Brillanz, seine menschliche Wärme und seine unermüdliche Einsatzbereitschaft in dankbarer Erinnerung behalten. Thomas, wir werden Dich vermissen!

Prof. Dr. Dominik Steiger, Mitglied des DGVN-Forschungsrats