Gesundheit! Vom Zusammenhang zwischen Gesundheit und Klimawandel
Aktuell ist die Luftverschmutzung in Deutschland ein großes Thema. Denn nach dem Skandal um Abgastests und den drohenden Dieselfahrverboten in einigen Städten, gerät nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch die Politik immer stärker unter Druck. Denn vor allem Abgase aus Verbrennungsmotoren, Kraftwerken und Industrieanlagen tragen zu fast einer halben Million frühzeitiger Todesfälle in ganz Europa bei.
Die Luft und der Klimawandel sind sehr eng miteinander verknüpft. Einerseits sind Luftschadstoffe, wie zum Beispiel Feinstaub, große Klimatreiber, d. h. sie haben direkte Auswirkungen auf die globale Erwärmung. Auf der anderen Seite verändert sich aufgrund des Klimawandels auch die Ausbreitung und Verteilung von diesen und anderen Luftschadstoffen in der Atmosphäre. Feinstaub ist ein komplexer Schadstoff. Abhängig von seiner Zusammensetzung kann er einen abkühlenden oder wärmenden Effekt auf das lokale und globale Klima haben. Doch Feinstaub ist vor allem schädlich für den Menschen.
Grenzwerte? Bei Feinstaub eigentlich unsinnig
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe in Untersuchungen festgestellt, so erklärt das Umweltbundesamt auf seiner Website, dass es keine Feinstaubkonzentration gebe, unterhalb derer keine schädigende Wirkung zu erwarten seien. Feinstaub unterscheidet sich daher von vielen anderen Schadstoffen, für die man einfach Grenzwerte angeben kann, unter denen keine gesundheitlichen Probleme zu erwarten sind. Es sei sogar so, betont die Behörde, dass gerade längerfristige, geringere Konzentrationen besonders gesundheitsschädigend sein können. Folgerung muss daher sein, dass die Feinstaubbelastung so gering wie möglich gehalten werden muss. Welche Verursacher und welche Auswirklungen Luftschadstoffe auf die Gesundheit haben, finden Sie in der Broschüre "Luftqualität 2017" des Umweltbundesamtes.
Luftqualität in Deutschland im Zuge des Klimawandels
In Zukunft könnten Luftschadstoffe, die gerade endlich rückläufige Tendenzen zeigten, in Deutschland wieder eine größere Rolle spielen, so die Zeitschrift „UMID Umwelt und Mensch" (1/2017). Verändere sich durch den Klimawandel die Entstehung, Verteilung und Entfernung von Luftschadstoffen aus der Atmosphäre, so habe dies auch Auswirkungen auf die zukünftige Luftqualität. Vor allem Niederschläge könnten sich auf die Belastung der Luft mit Feinstaub positiv auswirken, da Regenfälle der wichtigste Prozess ist, mit dem Feinstaub aus der Luft entfernt werden könne. Für Mitteleuropa wird jedoch ein deutlicher Anstieg der Jahresmitteltemperaturen erwartet. Es spricht also viel dafür, dass steigende Temperaturen und sommerliche Hitzewellen bei uns eher mehr Gesundheitsbelastungen mit sich bringen werden. Gut erklärt werden diese Zusammenhänge in der kurzen Broschüre des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) „Zwei Seiten einer Medaille: Klimawandel und Luftverschmutzung“.
Luftreinhaltung für den Klimaschutz
Die Luftqualität und der Klimawandel sollten daher gemeinsam angegangen werden, so heißt es auch in der Studie „Air quality in europe 2017“ der Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency, EEA).
Nur umfassende Maßnahmen können die negativen Folgen des Klimas auf die Luftqualität vermeiden und genauso umgekehrt. Als eine der negativsten politischen Strategien der Vergangenheit wird hier gerne die Subventionierung von Dieselfahrzeugen aufgeführt, die zwar weniger CO2, dafür aber umso mehr Luftschadstoffe ausstoßen. Und so droht nun das, wovor man in Deutschland anscheinend am meisten Angst hat: Werden bald in vielen Städten weiterhin die Schadstoffgrenzwerte überschritten, so müssen die ersten Fahrverbote ausgesprochen werden.
Kräfte bündeln für mehr Gesundheit und einen gesunden Planeten
Hier setzt nun die neue gemeinsame Vereinbarung der Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und Weltgesundheitsorganisation (WHO) an: Sie möchte ihre Kräfte sammeln und gemeinsam verstärkt Informationen für klimapolitische und gesundheitspolitische Entscheidungsträger bereitstellen und dabei vor allem sinnvolle und nachhaltige Strategien aufzeigen.
„Unsere Gesundheit steht in direktem Zusammenhang mit der Gesundheit der Umwelt, in der wir leben. Luft, Wasser und chemische Gefahren bringen jährlich rund 12,6 Millionen Menschen um. Das kann und darf nicht so weitergehen", sagte der Generaldirektor der WHO, Tedros Ghebreyesus.
Politische Entwicklungen müssen den Prozess der Luftreinhaltung jetzt entscheidend beeinflussen. Die EU-Kommission steht gerade kurz davor, Deutschland und acht weitere EU-Staaten zu verklagen, weil sie nicht genug gegen die Luftverschmutzung unternimmt. Ein paar Tage haben die Länder jetzt noch Zeit bekommen, drastische und kurzfristig wirksame Maßnahmen für saubere Luft zu ergreifen. Das kommt nicht gerade aus heiterem Himmel: Schon seit 2008 sind die EU-Länder verpflichtet, ihre Bürger besser vor gesundheitsschädlicher Luftverschmutzung zu schützen. Mehrfach hat die EU-Kommission bereits diejenigen Länder gerügt, die ihren Pflichten nicht nachkommen.
Koalitionsvertrag 2018 zum Thema Luftreinhaltung
„Wir verbessern die Luftreinhaltung in Städten und wollen Fahrverbote vermeiden: Anreize für emissionsarme Mobilität (pauschale Dienstwagenbesteuerung von 0,5 Prozent für E-Fahrzeuge). Stärkung sauberer ÖPNV. Förderung von Carsharing und alternativen Antrieben. Investitionen in Elektromobilität, u. a. in Wasserstoff- und Brennstoffzelle. Unterstützung Batteriezellproduktion in Deutschland. Aufbau Ladeinfrastruktur mit 100.000 Ladepunkten bis 2020.“ (Koalitionsvertrag 2018)
Ob es gelingt? Wir werden es zwar nicht sehen, können es aber direkt jederzeit selbst kontrollieren. Aktuelle Luftdaten und aktuelle Überschreitungstabellen finden Sie hier.
Der Klimawandel hat Auswirkungen auf einige der grundlegendsten Voraussetzungen für die Gesundheit, neben der Luft sind das Nahrungsmittel und Wasser. Mehr Informationen dazu, mit einer speziellen Sicht auf Europa, finden Sie unter anderem in dem EEA-Bericht „Climate change, impacts and vulnerability in Europe 2016.
Birgit Linde