›Mission Impossible‹?
Gegenwärtig sind rund 90 000 Soldatinnen und Soldaten, Polizeikräfte sowie Zivilpersonen aus über 120 Staaten in zwölf UN-Friedensmissionen weltweit im Einsatz. Die Zahlen mögen beeindruckend klingen, sie sind jedoch seit einigen Jahren rückläufig, obwohl die Anzahl an bewaffneten Konflikten weltweit zunimmt. Seit dem Jahr 2015 wurde keine neue militärische UN-Friedensmission eingesetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der langfristige Erfolg der meisten Missionen bleibt aus, einige gibt es bereits seit Jahrzehnten ohne Ende in Sicht. Gleichzeitig ist der notwendige Ressourceneinsatz vielen Staaten mittlerweile zu groß. Zudem sind viele Konflikte durch zahlreiche Akteure komplexer geworden. Nur noch selten gibt es einen Waffenstillstand oder gar Frieden zu schützen, wenn eine politische Einigung ausbleibt. Unter diesen Umständen können Streitkräfte nur wenig beeinflussen. Vor diesem Hintergrund beleuchten die Autorinnen und Autoren im Heft 1/2022 der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN unterschiedliche Aspekte der UN-Friedenssicherung, die die UN und ihre Friedensmissionen in Zukunft betreffen werden.
Die Leistungsfähigkeit von UN-Friedensmissionen etwa lässt sich nur schwer messen und hängt von zahlreichen Faktoren ab, so Kseniya Oksamytna. Der Austausch von Leitungspersonal oder der Abzug einzelner Einheiten kann die Leistung einer Mission nicht zwangsläufig steigern, wenn strukturelle Probleme, wie das zu anspruchsvolle Mandat einer Mission, bestehen bleiben. Die Beteiligung an der Mehrdimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) ist gegenwärtig der größte Auslandseinsatz der Bundeswehr. Allerdings sorgen ein kaum erfüllbares UN-Mandat, eine fragile Sicherheitslage sowie auch deutsche Vorbehalte dafür, dass die Mission in Gefahr ist, so Torsten Konopka. Welche Bedeutung UN-Friedensmissionen gegenwärtig haben, beantwortet Jean-Pierre Lacroix, Leiter der Hauptabteilung Friedensmissionen der Vereinten Nationen (DPO) in der Rubrik ›Drei Fragen an‹. Entgegen landläufiger Meinung sind UN-Schutzzonen für die Zivilbevölkerung zu Unrecht diskreditiert, so Philipp Rotmann, und ein wirksamer Schutz vor Massengewalt ist zwar anspruchsvoll, aber möglich. Was in Zukunft für die UN-Friedenssicherung wichtig sein wird, analysieren Ruth Adwoa Frimpong und Kwesi Aning aus Ghana, Annika S. Hansen aus Deutschland sowie Daniel Forti aus den USA in der Rubrik ›Stimmen zu‹.