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Weltbevölkerungsbericht 2019: 50 Jahre UNFPA – 25 Jahre Kairoer Aktionsprogramm

Ganz im Zeichen der beiden diesjährigen bevölkerungspolitischen Jubiläen – 50 Jahre nach Gründung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) 1969 und 25 Jahre nach der Weltbevölkerungskonferenz (ICPD) von Kairo 1994 – steht der heute erschienene Weltbevölkerungsbericht 2019.

Titelbild des Weltbevölkerungsberichts 2019 (Bild: UNFPA/DSW)
Titelbild des Weltbevölkerungsberichts 2019 (Bild: UNFPA/DSW)

Unter dem Titel „Unfinished Business – Reproduktive Rechte und Entscheidungsfreiheit für alle“ feiert UNFPA mit dem am 10. April in Berlin präsentierten Bericht zwar Erfolge, zeigt aber auch weiter bestehende Defizite auf. Als 1969 der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen gegründet wurde, lag die Fertilität im weltweiten Durchschnitt bei 4,9 Kindern pro Frau. Nur 35 Prozent der verheirateten Frauen verwendeten damals eine Verhütungsmethode. An den aktuellen Statistiken im Weltbevölkerungsbericht 2019 lassen sich die Fortschritte ablesen. Heute liegt die Fertilität laut UNFPA im globalen Durchschnitt bei 2,5 Kindern pro Frau und mehr als die Hälfte der verheirateten Frauen wenden moderne Verhütungsmethoden an.

1969: „Bevölkerungsexplosion“ verhindern

Der Weltbevölkerungsfonds wurde zu einer Zeit gegründet, als die Geburtenraten die Sterberaten überflügelt hatten und die Sorge wuchs, dass ein ungebremstes Bevölkerungswachstum wirtschaftliche Fortschritte zunichtemachen und die Umwelt beeinträchtigen könnte. Dem sollte mit Familienplanungsprogrammen entgegengewirkt werden. So ging es in den 1960er und 70er Jahren vor allem darum, Verhütungsmittel zu verteilen und die Geburtenzahlen zu senken. „Dabei waren diese Programme bestenfalls blind für die Gender-Frage und schlimmstenfalls mitverantwortlich für den Fortbestand geschlechtsspezifischer Ungleichheiten“, heißt es im Weltbevölkerungsbericht heute kritisch im Rückblick.

1994: Zeit für einen Paradigmenwechsel

Wurden viele staatliche Programme damals noch rigoros und nicht selten unter Missachtung von Menschenrechten umgesetzt, ging die Entwicklung immer mehr dahin, sexuelle und reproduktive Gesundheit und das Recht von Frauen auf Selbstbestimmung in den Mittelpunkt zu stellen. Mit der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung (ICPD) 1994 in Kairo machte die Bewegung für reproduktive Rechte einen großen Sprung nach vorn. Das dort verabschiedete Aktionsprogramm gründet auf zwei Säulen: individuellen Rechten und Entscheidungsfreiheiten und sexueller und reproduktiver Gesundheit für alle.

Fortbestehende Hindernisse

Trotz vieler Fortschritte sehen sich jedoch auch heute noch Hunderte Millionen von Frauen mit Barrieren konfrontiert, die sie daran hindern, selbst zu entscheiden, ob, wann und mit wem sie Kinder haben wollen und wie viele. Die Müttersterblichkeit ist erheblich gesunken, doch wurden die in Kairo gesteckten Ziele noch lange nicht erreicht. In vielen Teilen der Welt haben die einkommensschwächsten Bevölkerungsgruppen weniger von Fortschritten profitiert als der Rest der Bevölkerung und auch im internationalen Vergleich gibt es gravierende Unterschiede.

Reproduktive Gesundheit als Ziel für nachhaltige Entwicklung

Die 2015 von den Vereinten Nationen beschlossene Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung stellt einen neuen Meilenstein dar. Neben der Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit (Ziele 3.1 und 3.2) geht es in Zielvorgabe 3.7 darum, bis 2030 den allgemeinen Zugang zu sexual-und reproduktionsmedizinischer Versorgung, einschließlich Familienplanung, Information und Aufklärung, und die Einbeziehung der reproduktiven Gesundheit in nationale Strategien und Programme zu gewährleisten. Explizit sollen dabei – wie bei allen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) – die Menschen zuerst erreicht werden, die am weitesten zurückliegen.

ICPD25 in Nairobi

Um erzielte Fortschritte abzusichern, schneller voranzukommen und sicherzustellen, dass kein Mensch zurückgelassen wird, ist vom 12. bis 14. November 2019 in Nairobi eine hochrangige Folgekonferenz ICPD25 geplant. Vor allem um drei Handlungsfelder geht es UNFPA: den ungedeckten Bedarf an Verhütungsmitteln, vermeidbare Todesfälle von Müttern sowie Gewalt oder schädliche Praktiken gegenüber Frauen und Mädchen. „Der Kampf für Entscheidungsfreiheit und reproduktive Rechte muss weitergehen, bis diese für alle verwirklicht sind.“, so UNFPA-Exekutivdirektorin Natalia Kanem in ihrem Vorwort zum Weltbevölkerungsbericht 2019.

 

Weitere Informationen:

UNFPA Weltbevölkerungsbericht 2019. Deutsche Kurzfassung, herausgegeben von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW).

UNFPA State of World Population 2019. “Unfinished business: The pursuit of rights and choices for all.” Englische Langfassung.

 

Christina Kamp