Der Mut zu neuen Wegen in der Entwicklungszusammenarbeit

Wu Hongbo hatte in seiner Ansprache zur Eröffnung des Symposiums die kürzlichen Terrorangriffe in Brüssel angesprochen: „Wir werden den Terror nicht über Menschlichkeit, Solidarität und Frieden siegen lassen. Entwicklungszusammenarbeit ist eine unverzichtbare Art und Weise unserer Kooperation, um die Grundlagen für friedliche, prosperierende und inklusive Gesellschaften zu sichern. Unsere Arbeit muss weitergehen. Ja, wir müssen sie auf ein neues Niveau heben.“
In den nachhaltigen Entwicklungszielen, so Wu Hongbo, kommt zum Ausdruck, dass „wir alle Entwicklungsländer sind“, zwar auf unterschiedlichen Stufen, aber doch mit gemeinsamen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit, Ungleichheit, Verletzlichkeit und Armutsüberwindung.
„Niemand soll zurückgelassen werden“
Das Thema des dreitägigen Forums lautete: „Rethinking development cooperation for the Sustainable Development Goals“. Die Beratungen in Brüssel konzentrierten sich also darauf, neu darüber nachzudenken, wie die Entwicklungszusammenarbeit so gestaltet werden kann, dass sie einen Beitrag zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung leistet.
Einen Schwerpunkt der Beratungen bildete der Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Ländern über Themen wie die Mobilisierung lokaler Ressourcen, die Herausforderungen des Klimawandels und die Schaffung einer größeren Kohärenz im staatlichen Entwicklungsengagement. Herausgestellt wurde die Rolle der Zivilgesellschaft, der Frauen und der lokalen Autoritäten bei der Umsetzung der Entwicklungsziele. Orientierungspunkt bei all dem bleibt der Anspruch „niemand soll zurückgelassen werden“, der die Arbeit für die nachhaltigen Entwicklungsziele bestimmt.
Da war es konsequent, die am wenigsten entwickelten Länder in den Mittelpunkt der Beratungen in Brüssel zu stellen. Es ging u. a. darum, wie diesen Ländern gezielt dabei geholfen werden kann, die nachhaltigen Entwicklungsziele unter ihren spezifischen Bedingungen umzusetzen und welche Anforderungen dies an Entwicklungsorganisationen stellt.
Die nachhaltigen Entwicklungsziele, wurde in Brüssel deutlich, können in der Entwicklungsarbeit die Möglichkeit eines kohärenten und integrierten Ansatz eröffnen, der die bisherige Fragmentierung hinter sich lässt, etwa den Gegensatz zwischen humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit.
Keine Entwicklung ohne die Mitwirkung aller
Oh Joon, der Präsident des „Wirtschafts- und Sozialrates“, skizzierte in Brüssel die vor uns liegenden Aufgaben so: „Die Entwicklungszusammenarbeit kann helfen, das Potenzial aller Entwicklungsakteure zu erschließen, indem sie erstens die nachhaltigen Entwicklungsziele lokal verankert und dort institutionelle und personelle Kapazitäten aufbaut, zweitens Innovationen, technologische Entwicklungen und Wissensaustausch beflügelt und drittens das Engagement des Privatsektors mit einem nachhaltigen Entwicklungseffekt fördert; bei all dem gilt es, die Ansätze für eine Mitwirkung einer Vielzahl unterschiedlicher Betroffenen zu stärken, darunter ein Monitoring durch die Bürgerinnen und Bürger.“
Die nachhaltigen Entwicklungsziele stellen auch für die Vereinten Nationen eine große Herausforderung dar, betonte Oh Joon: „Das UN-Entwicklungssystem muss verbessert werden, um es effektiver, effizienter, widerstandsfähiger und in sich geschlossener zu machen.“
Nachdem im letzten Jahr zwei Symposien in Korea und Uganda stattgefunden hatten, war das Symposium in Brüssel die letzte Vorbereitungsveranstaltung vor dem Gipfeltreffen des „Forums für Entwicklungszusammenarbeit“ am 21. und 22. Juli 2016 in New York. Dort wird es erneut um die Frage gehen, wie es gelingen kann, bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele niemanden zurückzulassen.
Frank Kürschner-Pelkmann