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„Make biodiversity great again!“

Am von den Vereinten Nationen ausgerufenen internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai blicken viele besorgt in die USA. Dort hat Donald Trump in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft bewiesen, dass Umwelt- und Klimaschutz nicht zu den Prioritäten seiner Präsidentschaft zählen. Vielmehr versucht seine Administration, Umweltregulierungen aus der Obama-Ära zurückzufahren.

Logo des International Day for biological diversity.

Der diesjährige Tag der Biodiversität steht unter dem Thema Tourismus – eine Industrie, die in den USA rund 3 Prozent zum BIP beiträgt. Für die Biodiversitätsexpertin Carmen Richerzhagen des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) und ihre Co-Autorin Marianne Alker von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) steht daher fest: Die USA müssen Ihre Umwelt- und Artenvielfalt endlich als nachhaltige Ressource verstehen. Mehr dazu sowie was es mit der Motte Neopalpa donaldtrumpi und dem so-genannten „Trump-Index“ auf sich hat, erfahren Sie in der neuen Aktuellen Kolumne. 

Bonn, 22.05.2017. Der 22. Mai wird als internationaler Tag der Biodiversität gefeiert. Als US-Präsident erlebt Donald Trump diesen Tag zum ersten Mal. Bisher hat man über ihn im Zusammenhang mit dem Thema Umweltschutz nichts Positives gehört. Den Klimawandel hält er für einen Schwindel, den sich die Chinesen ausgedacht haben. Er bezeichnet Umweltprüfungen als umständliche, lange und furchtbare Genehmigungsprozesse und will den Etat der Umweltagentur, zu deren Chef er einen Freund der Kohle- und Ölindustrie gemacht hat, massiv kürzen. Entsprechend scheint er sich auch nicht für den Schutz von Biodiversität zu interessieren. Vor kurzem brachte er Naturschutzverbände gegen sich auf als er verhindern wollte, eine vom Aussterben bedrohte Hummel unter Schutz zu stellen, weil dieser Vorgang noch unter Obama eingeleitet worden war. Mittlerweile laufen etliche Klagen gegen Trump wegen Missachtung der Umweltgesetzgebung. Dabei hätte Donald Trump viele Gründe, sich für den Erhalt der Umwelt und vor allem der Biodiversität einzusetzen, nicht nur um die nach ihm benannte Motte Neopalpa donaldtrumpi zu schützen. Wie der Rest der Welt sind auch die USA, der amerikanische Privatsektor und Donald Trump selbst Nutznießer von Biodiversität und damit auf ihren Erhalt angewiesen.

Der internationale Tag der Biodiversität widmet sich in diesem Jahr dem Thema Tourismus. Angebote von Öko-, Abenteuer- und Naturtourismus boomen. Intakte und schöne Landschaften, Berge, Küsten, Strände, Dünen, Meere, Wälder und Wiesen bieten die Kulisse der angebotenen Produkte. Naturerlebnisse, wie zum Beispiel Safaris und Wanderungen in Nationalparks oder Schnorcheln an Korallenriffen, gehören für viele zu den schönsten Urlaubserinnerungen. Aber diese Biodiversität ist weltweit unter Druck. Schätzungen zufolge sterben jeden Tag bis zu 380 Tier- und Pflanzenarten aus. Die 17 „Megadiversity“-Länder mit der höchsten Biodiversität, zu denen unter anderem Brasilien, Südafrika, die DR Kongo, Indonesien aber eben auch die USA zählen, beherbergen 70 Prozent der auf dem Land lebenden Arten. Die negativen Auswirkungen von Tourismus auf Biodiversität können erheblich sein, wenn Lebensräume zerstört und verschmutzt werden, wie in Cancún, Mexiko, wo beispielsweise große Mangroven- und Waldbestände zugunsten der Tourismusentwicklung abgeholzt wurden. Die Tourismusbranche hat sich weltweit in den letzten zwei Jahrzehnten rasant entwickelt. Die Zahl der internationalen Touristenankünfte pro Jahr stieg um durchschnittlich 4,2 Prozent an und es ist kein Ende des Wachstums in Sicht. Der Druck auf Biodiversität durch Tourismus wird somit in Zukunft weiter zunehmen. Wichtig ist deshalb, Schutz und nachhaltige Nutzung der Natur im Tourismus zusammenzudenken.

Stichhaltige ökonomische Argumente gibt es genügend. Da sollte auch der Geschäftsmann Trump hellhörig werden. Die US-Schutzgebietsbehörde schätzt, dass vom Tourismus in den 59 US-Nationalparks (z.B. Yellowstone und Grand Canyon) mehr als drei Millionen Arbeitsplätze abhängen, und 2016 fast 35 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet wurden. Trumps Anwesen in Florida liegt nur unweit der Everglades, einem riesigen, als gefährdet eingestuften Sumpf- und Naturschutzgebiet und beliebten Touristenziel. Seine Luxushotels in Hawaii oder Florida liegen inmitten von Biodiversitäts-„Hotspots“. Auch andere amerikanische Wirtschaftssektoren sind von Biodiversität abhängig, nicht zuletzt die amerikanische Pharma- und Biotechnologieindustrie – weltweit die größte. Viele gewinnträchtige Produkte basieren auf Pflanzen und deren Wirkstoffen, die in Biodiversitäts-„Hotspots“ entdeckt wurden. Je mehr Vielfalt es gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu neuen Entdeckungen kommt. Starke Argumente für Donald Trump den Verlust von biologischer Vielfalt aufzuhalten und sich z.B. für nachhaltigen, ökologisch verträglichen Tourismus einzusetzen.

 

Donald Trumps Einfluss auf die Umwelt ist heute als Präsident der USA viel größer als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor mehr als 15 Jahren bei der Entwicklung des „Trump-Index“ angenommen hatten. Der „Trump-Index“ misst, basierend auf Einkommen und Konsum, wie stark ein Individuum zur Umweltzerstörung beiträgt. Damals kam man zu dem Ergebnis, dass ein „Trump“ in etwa so viel zur Zerstörung beiträgt wie mehrere Millionen Stadtbewohner Mumbais. Politische Macht wird bei diesem Index nicht berücksichtigt. Diese übt Donald Trump aber jetzt aus. Bisher ist es keinem US-Präsidenten gelungen, die Konvention über Biologische Vielfalt, die bereits 1992 unter dem Dach der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, zu ratifizieren – im Gegensatz zu allen anderen Ländern dieser Welt. Hier könnte er sich von seinen Vorgängern absetzen und die (Um-)Welt positiv überraschen. Die internationalen Bemühungen zum Biodiversitätsschutz erhielten eine neue Dynamik. Für Amerika wäre dies auch gut. Biodiversity First! – nur so geht es. 

 

Carmen Richerzhagen, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und Marianne Alker, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Der Text wurde ursprünglich in "Die Aktuelle Kolumne" des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) veröffentlicht.

Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) zählt weltweit zu den führenden Forschungsinstituten zu Fragen globaler Entwicklung und internationaler Entwicklungspolitik. Das DIE berät auf der Grundlage unabhängiger Forschung öffentliche Institutionen in Deutschland und weltweit zu aktuellen Fragen der Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem DIE veröffentlichen wir die "Aktuellen Kolumnen" mit UN-Bezug auch auf den Portalen der DGVN.

 


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