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Was nottut: Nachhaltige Wirtschaftskooperation als Herkulesaufgabe

Die Tätigkeiten der UN liegen hauptsächlich bei der Friedenspolitik und der Entwicklungszusammenarbeit. Eine große Schwachstelle bleibt die unzureichende Mitgestaltung der „nachhaltigen Wirtschaftskooperation“ hin zu einer großen Transformation. Diese zentrale Herausforderung gilt es anzunehmen.

Foto: privat

Am 24.10.1945 trat die Charta der Vereinten Nationen in Kraft. In 75 Jahren haben die Vereinten Nationen viel geleistet. Sie entschärften die Berlinkrise 1948/49, die Kubakrise 1962 und die Nahostkrise 1973. Sie erreichten die Beendigung des ersten Golfkrieges 1988 (Krieg Iran/Irak). Sie haben mit Hilfe der Weltgesundheitsorganisation wesentlich zur Eindämmung von Krankheiten beigetragen. Sie stellen durch das Welternährungsprogramm mehr als die Hälfte der weltweit geleisteten Nahrungsmittelhilfe bereit. Sie leisten durch die UN-Flüchtlingshilfe Herausragendes bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise.

Die Tätigkeiten der Vereinten Nationen liegen somit hauptsächlich bei der Friedenspolitik und der Entwicklungszusammenarbeit. Eine große Schwachstelle bleibt die unzureichende Mitgestaltung der „nachhaltigen Wirtschaftskooperation“ hin zu einer großen Transformation. Diese zentrale Herausforderung gilt es anzunehmen.

Diese Erkenntnis hat UN-Generalsekretär Antonió Guterres 2017 beim Weltwirtschaftsforum in Davos klar formuliert. Er hat sich für eine neue Generation von Partnerschaften mit Unternehmen ausgesprochen. Man müsse enger mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, um den Klimaschutz voranzutreiben und um Armut zu bekämpfen.

In anderem Zusammenhang betonte der Generalsekretär, es sei wichtig, das Kerngeschäft des Privatsektors stärker auf die strategischen Ziele der internationalen Gemeinschaft auszurichten. Er bezeichnete Unternehmen als die „besten Verbündeten“, um das Klimaabkommen von Paris und die Agenda 2030 umzusetzen. „Ohne den Privatsektor haben wir nicht die notwendigen Innovationen und Kapazitäten, um neue Märkte, Produkte und Dienstleistungen zu erschließen“, so Guterres. Mit neuen Partnerschaften habe man auch künftige Herausforderungen besser im Blick. Er verwies dabei auf die „vierte industrielle Revolution“. Dieser Veränderungsprozess muss fair und nachhaltig gestaltet werden.
 

Was steht für die Vereinten Nationen an?

1) Den United Nations Global Compact weiterentwickeln

Der Global Compact, die weltweit größte und wichtigste Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung, wurde 1997 von dem damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan aus der Taufe gehoben. Auf der Grundlage von vier universellen Prinzipien (Schutz der Menschenrechte, Durchsetzung von gerechten Arbeitsnormen, umweltfreundliche Technologien, Korruptionsprävention) und den „Sustainable Development Goals “ verfolgt der Global Compact die Vision einer nachhaltigen Weltwirtschaft. Mit ihrem Beitritt zeigen bereits 15.000 Unternehmen und Organisationen im mehr als 160 Ländern, dass sie diese Vision verwirklichen wollen.
 

2) Public-Privat Partnerships initiieren

Öffentlich-private Partnerschaften sind Kooperationen der Institutionen der Vereinen Nationen mit der privaten Wirtschaft. Diese „Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft“ kombinieren die Innovationskraft der Wirtschaft mit dem Wissen und den Erfahrungen der Institutionen der UN. Als Modell gilt bis heute das in der 1960er und 70er Jahre geschaffene „Industry Cooperation Programme“ (ICP) der UN. Dieses Programm erreichte die Mobilisierung des privaten Sektors für eine nachhaltige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Initiiert wurden diese „joint ventures“ durch Alexander Friedrich, ein deutscher UN-Pionier, der als Exekutivsekretär des ICP die Grundlagen für Öffentlich-private Partnerschaften gelegt hatte. Heute steht die Aufgabe an, einen erneuten „Quantensprung“ in dieser Richtung zu initiieren.
 

Prof. Dr. Michael Bohnet war lange Jahre im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig und Professor für Volkswirtschaftslehre.

 


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