Friedensnobelpreise für die Vereinten Nationen
Die Erhaltung des Weltfriedens ist die wichtigste Aufgabe der Vereinten Nationen. Artikel 1 der Charta legt das übergeordnete Ziel fest, "Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen". Für ihre Bemühungen wurden die UN und Mitglieder der UN-Familie mehrfach mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Insgesamt erhielten neun Organisationen und neun Einzelpersonen aus dem Umfeld der Vereinten Nationen den wichtigsten Friedenspreis der Welt.
2020 – Welternährungsprogramm
2020 erhält das Welternährungsprogramm (World Food Programme - WFP) den Friedensnobelpreis für „seine Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers, für seinen Beitrag bei der Verbesserung der Friedensvoraussetzungen in Konfliktregionen und für sein Handeln als lenkende Kraft bei den Bemühungen, Hunger als Waffe in Kriegssituationen zu verhindern“, wie das Nobelkomitee erklärt. 1961 wurde das WFP gegründet und startete zwei Jahre später das erste Entwicklungsprogramm. Heute ist es die weltweit größte humanitäre Organisation, die sich für den Kampf gegen den Hunger einsetzt. Mit Ziel 2 der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen die UN bis zum Jahr 2030 den Hunger zu beenden und Ernährungssicherheit herstellen. Das WFP trägt maßgeblich zur Erreichung dieses Zieles bei, indem es in Notfällen Hilfe leistet und eine Grundlage für den Wiederaufbau von Konfliktgesellschaften bildet. In Kooperation mit anderen UN-Organisationen, Regierungen und der Zivilgesellschaft bemüht sich das WFP, das Leid auf der Welt zu vermindern.
2013 – Organisation für das Verbot chemischer Waffen
Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons - OPCW) wurde für ihre "umfassenden Bemühungen zur Vernichtung chemischer Waffen" mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, wie es in der Begründung des Nobelpreiskomitees hieß. Die mit dem UN-System verwandte Organisation, die durch enge vertragliche Verbindungen an die Vereinten Nationen angeschlossen ist, wacht über die Einhaltung der Chemiewaffenkonvention. Kurz vor der Auszeichnung war sie durch den Bürgerkrieg in Syrien in den Blickpunkt geraten, wo sie nach Giftgasangriffen für die Vernichtung der Chemiewaffenbestände verantwortlich war.
2007 – Intergovernmental Panel on Climate Change
Der häufig als Weltklima-Rat bezeichnete IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) wurde gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore für den Einsatz zur Mobilisierung gegen eine drohende Klimakatastrophe ausgezeichnet. "Gore und der IPCC haben schon sehr früh die Gefahren der globalen Klimaänderung erkannt. Wir möchten mit unserer Entscheidung die Aufmerksamkeit für dieses Thema weiter erhöhen", erklärte das Nobelkomitee. Der IPCC wurde 1988 ins Leben gerufen, um Entscheidungsträgerinnen und -trägern eine objektive Informationsquelle über Klimaänderungen zur Verfügung zu stellen. Etwa alle fünf Jahre stellt das Gremium Berichte vor, in denen es Daten analysiert und Empfehlungen abgibt, die als wissenschaftliche Grundlage für die internationale Klimapolitik dienen. Mit der Veröffentlichung des vierten Weltklimaberichts 2007 rückte das Gremium die Folgen des Klimawandels erneut ins öffentliche Bewusstsein. Durch die Preisvergabe an das IPCC wird verdeutlicht, dass der Klimawandel eine Bedrohung für den Weltfrieden ist.
2005 – Internationale Atomenergie-Organisation und Mohamed El-Baradei
Die Internationale Atomenergie-Organisation (International Atomic Energy Agency - IAEA) und ihr Generaldirektor Mohamed El-Baradei erhalten 2005 den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz gegen den militärischen Missbrauch von Atomenergie und ihre Bemühungen, die friedliche Nutzung so sicher wie möglich zu machen. "In einer Zeit, in der die Bedrohung durch Atomwaffen wieder einmal wächst, will das norwegische Nobelkomitee die Tatsache unterstreichen, dass dieser Bedrohung durch eine möglichst breite Zusammenarbeit begegnet werden muss", hieß es in der Begründung. Dieser Grundsatz finde seinen Ausdruck in der Arbeit der IAEA. Die Organisation wurde 1957 nach der ersten Genfer Atomkonferenz unter dem Dach der UN in New York gegründet. Aufgabe der IAEA ist es, die friedliche Entwicklung der Kernenergie zu befördern und die militärische Verbreitung atomarer Waffen zu verhindern. Dazu verfügt sie über eigene Expertenteams. Sie berichtet der Generalversammlung und dem UN-Sicherheitsrat, wenn sie eine Gefährdung der internationalen Sicherheit feststellt.
2001 – Vereinte Nationen und Kofi Annan
Im Jahr 2001 ging der 100. Friedensnobelpreis an die Vereinten Nationen selbst und ihren damaligen Generalsekretär Kofi Annan. Begründet wurde die Auszeichnung mit dem unermüdlichen Einsatz der UN "für eine besser organisierte und friedlichere Welt". Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts sei die Organisation in der Lage gewesen, ihre Möglichkeiten weiter zu entfalten. Sie stehe an vorderster Front bei den Bemühungen um Frieden und Sicherheit sowie bei der internationalen Mobilisierung, um den globalen Herausforderungen im wirtschaftlichen, sozialen und im Umweltbereich zu begegnen. Kofi Annan habe eine entscheidende Rolle bei der Erneuerung der UN gespielt. Annan hat in seiner Amtszeit von 1997 bis 2006 nicht nur für ein proaktiveres Handeln der UN gesorgt, sondern auch die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) – die Vorgänger der aktuellen Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) – maßgeblich mitgestaltet.
1988 – UN-Friedenstruppen
Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen erhielten im Jahr 1988 den Friedensnobelpreis für ihre Verdienste bei zahlreichen Einsätzen in Krisengebieten und ihr Engagement zur Sicherung des Weltfriedens. Die "Blauhelme" der Vereinten Nationen hätten "unter extrem schweren Bedingungen dazu beigetragen, Spannungen dort zu reduzieren, wo ein Waffenstillstand ausgehandelt, aber noch kein Friedensvertrag unterzeichnet wurde", hieß es in der Begründung. Das wichtigste Ziel der Vereinten Nationen ist es, "den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen". Um diese Aufgabe zu erfüllen, sind die Friedenstruppen seit 1948 im Auftrag des Sicherheitsrats weltweit in Konfliktregionen im Einsatz. Seitdem haben über eine Million Menschen in den Friedenseinsätzen gearbeitet – im Militär, in Polizeikontingenten oder als zivile Expertinnen und Experten.
1982 – Alva Myrdal und Alfonso García Robles
Im Jahr 1982 erhielten die schwedische Sozialpolitikerin Alva Myrdal und der ehemalige Außenminister Mexikos Alfonso García Robles zu gleichen Teilen den Friedensnobelpreis zuerkannt. Das norwegische Preiskomitee würdigte damit die "zentrale Rolle", die beide Politiker lange Jahre in den Abrüstungsverhandlungen der Vereinten Nationen gespielt hatten. Alva Myrdal war seit 1962 Chefdelegierte ihres Landes bei der UN-Abrüstungskonferenz in Genf. Die Sozialdemokratin, die von 1966 bis 1973 auch schwedische Ministerin für Abrüstungsfragen war, setzte sich insbesondere für eine atomwaffenfreie Zone in Europa ein. García Robles war im Jahr 1967 maßgeblich am Zustandekommen des Vertrages über eine atomwaffenfreie Zone in Lateinamerika beteiligt.
1981 und 1954 – UNHCR
Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen und die dazugehörige Organisation (United Nations High Commissioner for Refugees - UNHCR) erhielt bereits zwei Mal den Friedensnobelpreis. Im Jahr 1954 wurde der UNHCR zunächst für seine bahnbrechende Arbeit zur Unterstützung der europäischen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet. Mehr als ein Vierteljahrhundert später, im Jahr 1981, ging der Preis erneut an die Organisation, diesmal für die weltweite Unterstützung von Flüchtlingen mit besonderer Erwähnung der zahlreichen politischen Hürden, denen sie begegnen musste. Der UNHCR wurde am 14. Dezember 1950 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York gegründet, um den Flüchtlingen infolge des Zweiten Weltkriegs Hilfe zu leisten. Heute unterstützt die Organisation weltweit Asylsuchende, Menschen, die zurückkehren und Binnenvertriebene.
1974 – Seán MacBride
Der Kommissar der Vereinten Nationen für Namibia und Präsident des Internationalen Friedensbüros Seán MacBride erhielt den Friedensnobelpreis für seine Arbeit im Dienste der Menschenrechte gemeinsam mit dem japanischen Ministerpräsidenten Eisaku Sato. MacBride war Mitbegründer und von 1961 bis 1974 Präsident von Amnesty International. Gleichzeitig hatte der irische Politiker eine weniger friedliche Vergangenheit: Er war gerade 13 Jahre alt, als er Mitglied der Irish Republican Army (IRA) wurde und begann, für die Unabhängigkeit seines Landes von Großbritannien zu kämpfen. Im Jahr 1937 zog er sich jedoch aus der Organisation zurück, um seine politischen Ziele als Rechtsanwalt mit friedlichen Mitteln zu verwirklichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er als Außenminister an der Gründung des Europarats und an der Vorbereitung der Europäischen Menschenrechtskonvention maßgeblich beteiligt. Als UN-Kommissar für Namibia war MacBride von 1973 bis 1977 für die Verwaltung des Territoriums verantwortlich, das bis 1990 von Südafrika besetzt wurde.
1969 – Internationale Arbeitsorganisation
50 Jahre nach ihrer Gründung wurde die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization - ILO) im Jahr 1969 für ihre Aktivitäten zur Verbesserung der weltweiten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse ausgezeichnet. Die ILO war ursprünglich eine ständige Einrichtung des Völkerbundes mit dem Ziel, den Weltfrieden auf der Grundlage sozialer Gerechtigkeit zu sichern. Im Jahr 1946 wurde sie zur ersten Sonderorganisation und damit zur ältesten Institution der Vereinten Nationen. In der ILO sind nicht nur Regierungen der Mitgliedstaaten vertreten, sondern auch Gewerkschaften und Arbeitgeber. Gemeinsam handeln sie richtungsweisende Abkommen und Empfehlungen zur internationalen Standardisierung von Arbeits- und Sozialnormen aus. Weitere Arbeitsfelder der ILO sind die arbeitswissenschaftliche Forschung und Dokumentation sowie die Gewährung von technischer Hilfe für Entwicklungsländer.
1965 – UNICEF
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children's Fund - UNICEF) erhielt den Friedensnobelpreis für seinen unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kinder und für die damit verbundene Entwicklungshilfe in allen Teilen der Welt. Die Organisation wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ursprünglich als Provisorium gegründet, um den hungernden und kranken Kindern im verwüsteten Europa so lange zu helfen, bis die größte Not überwunden ist. Im Jahr 1953 wurde sie jedoch zu einem ständigen Fonds der UN und startete weltweit große Hilfsprogramme. Heute ist UNICEF die bekannteste Kinderrechtsorganisation der Welt. Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen stehen langfristige Hilfsprogramme zum Aufbau einer Grundversorgung in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wasserversorgung und Bildung in erster Linie für Kinder. Außerdem leistet das Hilfswerk Soforthilfe in Krisen- und Kriegsgebieten und engagiert sich politisch vor allem gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten.
1961 – Dag Hammarskjöld
Der zweite Generalsekretär der Vereinten Nationen Dag Hammarskjöld wurde als erster Preisträger posthum mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der erfahrene Diplomat verschaffte der jungen Organisation weltweit Respekt und wird bis heute oft als erfolgreichster Generalsekretär bezeichnet. An Krisenherden mangelte es zu Beginn seiner Amtszeit nicht. Als im Jahr 1956 die Krise um den Suezkanal zu eskalieren drohte, stellte Hammarskjöld binnen weniger Tage eine bewaffnete internationale UN-Friedenstruppe auf und schickte sie in den Nahen Osten. Den Nobelpreis erhielt er jedoch für seine Bemühungen um die Beilegung der Kongokrise: Im Jahr 1961 setzte er sich für eine Friedensmission mit über 20.000 Blauhelmsoldaten ein, um den beginnenden Völkermord in der Provinz Katanga zu unterbinden. Im selben Jahr kam Hammarskjöld beim Absturz seines UN-Flugzeugs über dem Kongo ums Leben. Die Hintergründe des Unglücks sind bis heute ungeklärt.
1957 – Lester Bowles Pearson
Der Kanadier Lester Bowles Pearson, im Jahr 1952 Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen, erhielt 1957 den Friedensnobelpreis für seine Leistungen beim Aufbau internationaler Organisationen zur Friedenssicherung und seinen Anteil an der friedlichen Lösung des Suez-Konflikts. Als der Konflikt zu eskalieren drohte, entschied die UN-Generalversammlung auf Pearsons Vorschlag hin, eine internationale Beobachtergruppe in die Region zu entsenden. Die Noteinsatztruppe der Vereinten Nationen (United Nations Emergency Force, UNEF) gilt als erste Friedensmission, da die Vereinten Nationen aufbauend auf diesem Modell auch in andere zwischenstaatliche Konflikte eingegriffen haben. Erst danach fasste der damalige Generalsekretär Dag Hammarskjöld die Kriterien für einen solchen Einsatz zusammen und bezeichnete diesen als Friedensmission.
1950 – Ralph Bunche
Ralph Bunche wurde 1950 für seine Vermittlerrolle im Nahostkonflikt ausgezeichnet. Die Biografie des Preisträgers enthält eine ganze Reihe von Superlativen: Er war nicht nur der erste afroamerikanische Friedensnobelpreisträger und gleichzeitig einer der jüngsten, er promovierte auch als erster Schwarzer US-Bürger in Politikwissenschaft – und zwar an der Eliteuniversität Harvard in Cambridge. Darüber hinaus hatte er als einer der ersten Afroamerikaner eine führende Position im Außenministerium in Washington, D.C. inne. Ab dem Jahr 1946 war er Mitarbeiter der Vereinten Nationen in verschiedenen leitenden Positionen und von 1967 bis 1971 ihr stellvertretender Generalsekretär. Während des Palästinakriegs (1947-1949) agierte er als Chefvermittler der UN.
1949 – Lord John Boyd Orr of Brechin
Im Jahr 1949 erhält der schottische Physiker und Biologe John Boyd Orr den Friedensnobelpreis für sein Engagement als einer der bedeutendsten Ernährungsexperten in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Boyd Orr setzte sich im Völkerbund – dem Vorläufer der UN – für eine internationale Ernährungsstrategie ein und schlug während des Zweiten Weltkrieges die Erstellung eines Welternährungsplans vor. Im Jahr 1945 wurde er zum ersten Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (Food and Agriculture Organization - FAO) gewählt, die die erste spezialisierte Organisation der UN darstellte. Boyd Orr war großer Befürworter der Idee einer Weltorganisation, die für die Friedenssicherung zuständig sein soll und vertrat die Auffassung, dass Ernährungssicherheit und Wohlstand für alle Menschen Frieden bringen.
1945 – Cordell Hull
Cordell Hull war zwischen 1933 und 1944 US-Außenminister und erhielt den ersten Friedensnobelpreis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für die diplomatische Vorbereitung der Gründung der Vereinten Nationen. Auch wenn die wesentlichen Entscheidungen auf dem Weg zur Gründung der UN von führenden Politikern wie Franklin D. Roosevelt, Josef Stalin und Winston Churchill getroffen wurden, so war Hull doch der eigentliche Architekt der neuen Organisation. Roosevelt bezeichnete ihn deshalb auch als "Vater der Vereinten Nationen". Unter anderem stellte er sich gegen den amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau, der sich zunächst mit der Idee durchsetzte, Deutschland zu isolieren und seine industriellen Möglichkeiten einzuschränken. Hull diskreditierte den Plan durch seine Kritik so weit, dass er schließlich aufgegeben wurde.