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Die Generalsekretäre der Vereinten Nationen

Der General­sekretär steht als höchster Verwaltungs­beamter an der Spitze des Sekretariats der Vereinten Nationen, einem der sechs Haupt­organe der Welt­organisation. Er wird vom Sicherheits­rat und der General­versammlung für eine Amts­zeit von üblicherweise fünf Jahren gewählt und kann danach für weitere Amts­zeiten gewählt werden.

Im Mittel­punkt der Tätigkeit stehen repräsentative und politische Funktionen, insbesondere im Bereich der friedlichen Streit­beilegung. Jeder Amts­inhaber setzt dabei eigene Akzente und entwickelt somit die Rolle der Vereinten Nationen im Rahmen der welt­politischen Situation weiter.

seit 2017: António Guterres (Portugal)

UN Photo/Rick Bajornas

Am 1. Januar 2017 trat António Guterres das Amt des UN-General­sekretärs an. Nach Ban Ki-moon ist er der neunte General­sekretär und wird voraussichtlich mindestens bis zum Jahr 2026 dieses Amt ausüben.

Der Portugiese kann auf viele Jahre in der Regierung und dem öffentlichen Dienst zurückblicken: 1976 begann seine Amtszeit als Abgeordneter im portugiesischen Parlament. Von 1981 bis 1983 war er außerdem Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europa­rates und Vorsitzender des Aus­schusses für Demografie, Migration und Flüchtlinge. Er war zudem von 1995 bis 2002 Premier­minister von Portugal.

2005 wurde António Guterres von der UN-General­versammlung zum zehnten UN-Flüchtlings­kommissar gewählt. Diese Amtszeit endete 2015, im gleichen Jahr wurde er für sein Engagement mit dem Deutschen Nach­haltigkeits­preis ausgezeichnet.
 

2007–2016: Ban Ki-moon (Südkorea)

UN Photo/Paulo Figueiras

Ban Ki-moon, früherer süd­koreanischer Außen- und Handels­minister, bekleidete das Amt des General­sekretärs ab dem 1. Januar 2007 und war damit der achte General­sekretär der Vereinten Nationen. Im Juni 2011 wurde er ein­stimmig für eine zweite Amtszeit wieder­gewählt.

1970 trat Ban Ki-moon nach einem Studium der Inter­nationalen Beziehungen in den auswärtigen Dienst seines Heimat­landes ein. Als Diplomat war er unter anderem als Ständiger Vertreter bei den Inter­nationalen Organisationen in Wien und New York stationiert und setzte sich für die De­nukle­arisierung Koreas ein. Von 2004 bis 2006 war Ban süd­koreanischer Außenminister und nahm großen Einfluss auf die sogenannten Sechser-Gespräche zur Lösung der Krise um das nordkoreanische Atomprogramm.

Während seiner Amts­zeit unternahm Ban einige Versuche, Teile des UN-Systems zu reformieren, was aber oft auf Wider­stand der Mitglied­staaten stieß. Eben­falls in seine Amts­periode fällt die Verabschiedung der 17 Ziele für nach­haltige Ent­wicklung (SDGs).

1997–2006: Kofi Annan (Ghana)

UN Photo/Milton Grant

Der siebte UN-General­sekretär gilt als einer der heraus­ragenden General­sekretäre in der Geschichte der Vereinten Nationen, der in einer sehr schwierigen Umbruch­phase in der Welt­politik und trotz aller Rück­schläge weltweit das Ansehen der Vereinten Nationen mehren konnte.

Vor seiner Er­nennung zum General­sekretär war er bereits mehr als dreißig Jahre für die UN tätig und hatte unter anderem für die Welt­gesund­heits­organisation gearbeitet. Dieser Erfahrungshintergrund war bis dato einmalig. So konnte er in diversen hoch­rangigen Positionen in Europa und Afrika enorme Erfahrungen über die Struktur und Arbeits­weise der Vereinten Nationen sammeln.

Als großer Erfolg seiner Amts­zeit gelten die Millenniums-Entwicklungs­ziele (MDGs), die im Jahr 2000 verabschiedet wurden und eine umfassende Agenda für die inter­nationale Gemeinschaft definierten. Kofi Annans Einsatz für die inter­nationale Zusammen­arbeit wird als herausragend angesehen. 2001 wurden Kofi Annan und die Vereinten Nationen mit dem Friedens­nobel­preis ausgezeichnet – für ihr Wirken zugunsten des Welt­friedens und der internationalen Sicherheit, für die Achtung der Menschen­rechte und den Ausgleich zwischen Nord und Süd. Neben den MDGs schaffte Annan es ebenfalls, die Struktur der UN zu reformieren und für eine effizientere Verwaltung zu sorgen. So wurde zum Beispiel das Amt des stell­vertretenden General­sekretärs durch ihn geschaffen, um mehr Unter­stützung bei den wachsenden Aufgaben der UN zu gewährleisten.

1992–1996: Boutros Boutros-Ghali (Ägypten)

UN Photo/Evan Schneider

Boutros Boutros-Ghali war der sechste General­sekretär und führte die Organisation unmittelbar nach Ende des Ost-West-Konflikts – in einer Zeit des Umbruches und der Neu­definition der Rolle der Vereinten Nationen. Nach einer universitären Karriere im Bereich der Inter­nationalen Beziehungen und des Völker­rechts war Boutros-Ghali in der ägyptischen Politik tätig und war von 1977 bis 1991 Außen­minister.

In seine Amtszeit fallen richtungs­weisende Krisen und Umbrüche in der inter­nationalen Gemeinschaft. Nach Ende des Ost-West-Konflikts musste die Rolle der Vereinten Nationen neu definiert werden und so entstand die Hoffnung, die UN könne anstelle der Supermächte die Rolle als Wahrer des Welt­friedens spielen. Doch aufgrund politischer Blockaden und Unter­finanzierung war die Organisation mit dem Ein­greifen in weltweite Konflikte überfordert und handlungs­unfähig, beispielsweise im ehemaligen Jugoslawien, in Somalia und in Ruanda.

Mit seiner "Agenda für den Frieden" präsentierte Boutros-Ghali im Jahr 1992 ein Programm, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die überhöhten Erwartungen an die UN auf ein realistisches Maß zu bringen. Er kritisierte das mangelnde Engagement der Groß­mächte in vielen Konflikt­fällen und bedauerte, dass Miss­erfolge den Vereinten Nationen oftmals un­gerecht­fertigt angelastet wurden. Seine zunehmend kritische Position gegenüber der US-Regierung im Laufe seiner Amts­zeit wurde ihm zum Verhängnis: Die USA verweigerten Boutros-Ghali die Zustimmung für eine weitere Amts­periode.

1982–1991: Javier Pérez de Cuéllar (Peru)

UN Photo/Milton Grant

Javier Pérez de Cuellar war ab 1982 für zwei Amts­zeiten der fünfte General­sekretär. Nach einem Jura­studium war er im Jahr 1940 in den auswärtigen Dienst Perus eingetreten und war lange als Botschafter tätig. Darüber hinaus war er ab 1975 zwischen­zeitig für die UN tätig, unter anderem als Unter­general­sekretär für besondere politische An­gelegen­heiten.

Während seiner Amtszeit war Pérez de Cuéllar mit der angespannten Haushalts­lage der UN konfrontiert. Die Finanz­krise verschärfte sich, da Mitglieds­länder wegen ihrer Ab­lehnung bestimmter UN-Aktivitäten Pflicht­beiträge zurückhielten, um Druck auf die Organisation aufzubauen. Zu den bedeutenden Nieder­lagen seiner Amtszeit zählen die vergeblichen Vermittlungs­bemühungen im Vorfeld des Falkland- und des Golf­kriegs 1990/1991.

Vor dem Hinter­grund des welt­politischen Umbruchs 1989/1990 erlebte die Organisation unter Pérez de Cuéllars Führung aber auch eine Renaissance, die sich unter anderem in einer dramatischen Zunahme von UN-Blau­helm-Ein­sätzen nieder­schlug. In bestimmten Konflikten gelang es den UN, erfolgreich Frieden zu stiften, zum Beispiel bei der Un­abhängig­keit Namibias, bei der Beilegung des Iran-Irak-Konflikts und der Beendigung des Bürger­krieges in Kambodscha. Diese Erfolge waren richtungs­weisend für die spätere Definition der Rolle der Vereinten Nationen in der Welt.

1972–1981: Kurt Waldheim (Österreich)

UN Photo/M Faust

Kurt Waldheims Tätigkeit als vierter General­sekretär dauerte zwei Amts­zeiten. In den achtziger Jahren wurden Akten über seine Zeit als Wehrmachts-Offizier bekannt, in denen er als Kriegs­verbrecher verdächtigt wird, wodurch seine Tätigkeit sehr umstritten ist. Nach dem Zweiten Welt­krieg trat der Jurist in den diplo­matischen Dienst ein. Mehrere Jahre war er in verschiedenen öster­reichischen Vertretungen tätig, auch bei den Vereinten Nationen. Im Jahr 1971, nach zwei Jahren als Außen­minister und einer gescheiterten Bundes­präsidentschafts­kandidatur in Österreich, wurde Waldheim schließlich zum UN-General­sekretär gewählt. 

Seine Amts­zeit war gekenn­zeichnet durch Aus­einander­setzungen zwischen den Groß­mächten im Ost-West-Konflikt. Trotz­dem konnte Waldheim punktuelle Erfolge erzielen, beispiels­weise beim Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges 1973, als er rasch den Einsatz von UN-Truppen organisieren konnte. Daneben trug er zu der Wieder­aufnahme von Friedens­gesprächen auf Zypern bei und organisierte massive humanitäre Hilfe für Boots­flüchtlinge aus Vietnam und die Hungernden in Kampuchea (heutiges Kambodscha). Geschätzt waren seine Dienste als Vermittler, unter anderem bei der Besetzung Kampucheas und der Invasion Afghanistans.

Trotzdem schreiben Beobachter seiner Amts­zeit eine Stagnation in wesentlichen politischen und wirtschaftlichen Fragen zu. Der Ost-West-Konflikt erschwerte die Arbeit der UN und so scheiterte die Organisation unter Waldheim an vielen Hürden. Bei der Geisel­nahme von US-Diplomaten in Iran von 1979 bis 1981 konnte die Organisation keine Lösung erzielen. Eben­falls während Waldheims Amtszeit verabschiedete die General­versammlung die Resolution 3379 im Jahr 1975, die Zionismus als eine Form von Rassis­mus bezeichnete, was den politischen Konflikt um Israel und Palästina intensivierte.

1961–1971: Sithu U Thant (Birma, heutiges Myanmar)

UN Photo/Yutaka Nagata

Sithu U Thant ersetzte zunächst übergangs­weise Dag Hammarskjöld nach dessen Tod und wurde an­schließend zum dritten General­sekretär gewählt. Im Zweiten Welt­krieg war U Thant am Wider­stand gegen die japanische Besatzung in Birma beteiligt. Nach Birmas Erlangen der Un­abhängig­keit von Groß­britannien war er zunächst im Kabinett der ersten Regierung tätig, trat dann in den diplomatischen Dienst ein und wurde Delegierter bei den UN.

Während der Kuba-Krise vermittelte U Thant erfolgreich zwischen den USA und der Sowjet­union und war an der Beendigung der Kongo-Krise (1962) und der Unruhen in Zypern (1964) beteiligt. Zudem wurden in dieser Zeit viele der UN-Sonder­organisationen und Neben­organe gegründet, die die thematische Arbeit der Vereinten Nationen aus­weiteten.

Generell erlegte sich U Thant jedoch besondere Zurückhaltung bei den Friedens­bemühungen auf. Seine vorsichtige Diplomatie entsprach dem schwindenden Einfluss der Welt­organisation vor dem Hinter­grund des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts und den welt­politischen Ereignissen der 1960er Jahre. U Thant wurde für seine Rolle beim Sechs-Tage-Krieg 1967 stark kritisiert, da er die UN-Einsatz­truppe aus dem Gebiet zurückzog. Auch im Vietnam­krieg konnten unter ihm die Vereinten Nationen nicht als Schlichter auftreten.

1953–1961: Dag Hammarskjöld (Schweden)

UN Photo

Dag Hammarskjöld begann seine Lauf­bahn als Staats­sekretär und war vor seiner Wahl zum zweiten UN-General­sekretär sowohl im diplomatischen als auch im ministerialen Dienst tätig. Hammarskjöld gilt als heraus­ragender General­sekretär der Vereinten Nationen, der mit großem Geschick die Charta nutzte, um dem Amt des General­sekretärs Handlungs­spiel­räume und Initiativ­möglich­keiten zu eröffnen. Er praktizierte auch erstmals die sogenannte "vorbeugende Diplomatie" (preventive diplomacy), d.h. der Versuch, Streitig­keiten ohne eine besondere Ermächtigung eines anderen UN-Organs beizulegen, ehe sie ein akutes Stadium er­reichen.

In den 1950er Jahren hatte sich die Mitglieder­struktur der UN drastisch geändert und gab der Organisation ein neues Gesicht: Im Rahmen der Ent­kolonia­lisierung traten viele neue Staaten bei, die Gesamt­mitglieder­zahl stieg bis 1960 auf 100. Neben dem vor­herr­schenden Ost-West-Konflikt musste nun auch das Nord-Süd-Gefälle in den Vereinten Nationen behandelt werden. Dabei buhlten die Super­mächte um die Stimmen der neu gegründeten Staaten, um ihren Einfluss in der General­versammlung zu vergrößern. Hammarskjöld musste so zwischen den verfeindeten Groß­mächten manövrieren und die unter­schiedlichen Interessen der anderen Staaten berück­sichtigen. 

Erfolgreich war Hammarskjöld bei der Durchführung der Waffen­still­stands­abkommen zwischen Israel und den arabischen Staaten. Er trug außerdem zur fried­lichen Bei­legung der Suez-Krise (1956) durch Auf­stellung einer Friedens­truppe bei und organisierte im Jahr 1958 den Einsatz einer UN-Beobachter­gruppe im Bürger­krieg Libanons. Seine Haltung in der Kongo-Krise ab 1960 und der Einsatz einer Friedens­truppe brachte ihm heftige Kritik einzelner UN-Mitglied­staaten. Hammarskjöld starb bei einem Flugzeugabsturz auf einer UN-Mission im Kongo. Warum sein Flugzeug abstürzte, ist noch immer ungeklärt.

1946–1952: Trygve Lie (Norwegen)

UN Photo/Marcel Bolomey

Trygve Lie war Jurist und in der norwegischen Politik tätig, unter anderem als Außen­minister der Exil­regierung während des Zweiten Welt­kriegs. Er leitete zudem die norwegische Delegation zur Gründungs­konferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1945 und wurde daraufhin zum ersten General­sekretär gewählt.

Während eines Groß­teils seiner Amts­zeit war der erste General­sekretär damit beschäftigt, das Sekretariat auf­zubauen und die Organisation in ihrem neuen Haupt­quartier arbeitsfähig zu machen. Bis 1953 hatte die UN nur 60 Mitglied­staaten mit einem Über­gewicht westlicher und latein­amerikanischer Staaten und einer dominanten Präsenz der USA, da viele der heutigen Mitglied­staaten noch nicht unabhängig waren. Diese Kräfte­verhältnisse prägten Lies Amts­zeit: Die Sowjet­union kritisierte ihn stark, als er während des Korea­kriegs (1950-1953) den Vorstoß Nord­koreas auf den Süden als Aggression verurteilte und die Mitglied­staaten auf­forderte, Süd­korea zu unter­stützen. Jegliche Friedens­bemühungen Lies im Rahmen der jungen Organisation gestalteten sich schwierig. Trotz Einsatz einer großen UN-Truppe konnte die Teilung Koreas nicht verhindert werden. Auch seine Vermittlungs­bemühungen beim Palästina­konflikt und beim indisch-pakistanischen Streit über Kaschmir brachten wenig Erfolg.

Im Jahr 1952 trat Trygve Lie zurück, da er zuletzt immer stärker von der Sowjet­union kritisiert wurde.