Wohin fließen die Gelder?
Ein großer Teil der regulären Ausgaben wird, wie bei den meisten internationalen Organisationen, für die Bediensteten sowie für die Unterhaltung der Amtssitze in New York, Genf, Wien und Nairobi ausgegeben. Diese Ausgaben machen allerdings nur einen Teil der Gesamtausgaben aller Organisationen im UN-System aus.

Globale Gesamtausgaben in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar
Der reguläre Haushalt der Vereinten Nationen mit seinen gut 3,2 Milliarden US-Dollar ist wie ein zentraler Knotenpunkt in einem größeren Geflecht der UN-Finanzen. Zusammen mit dem Haushalt für die Friedensmissionen trägt er die wichtige Arbeit der Vereinten Nationen weltweit. Zusätzlich werden allerdings viele weitere bedeutende multilaterale Aufgaben von anderen Organisationen im UN-System erfüllt.
Die meisten UN-Organisationen verfügen über eigene Haushalte und werden nur zu einem sehr geringen Teil aus dem UN-Haushalt unterstützt. Nimmt man alle 48 Organisationen und Programme der Vereinten Nationen und ihre Ausgaben zusammen, kommt das UN-System im Jahr 2023 auf globale Gesamtausgaben in Höhe von 68,5 Milliarden US-Dollar. Das sind zwar 8 Milliarden US-Dollar mehr als noch 2021, allerdings lag die globale durchschnittliche Inflationsrate in 2022 bei 8,7 Prozent und bei 6,8 Prozent in 2023. Wären also die Gesamt-Ausgaben von 2021 nur um diese Inflationsraten gestiegen, stünde die Ausgaben bei 70,2 Milliarden US-Dollar gewesen.
Ein großer Teil der Ausgaben entfällt dabei auf die Sonderorganisationen sowie Programme und Spezialorgane der Vereinten Nationen. Sonderorganisationen – wie beispielsweise die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) oder die Weltgesundheitsorganisation (WHO) – sind internationale Organisationen, die mit den Vereinten Nationen durch einen Vertrag verbunden sind. Die Programme und Spezialorgane – wie beispielsweise das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) oder das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) – sind hingegen an Weisungen der Generalversammlung gebunden und verfügen im Unterschied zu den Sonderorganisationen über keinen eigenen Pflichthaushalt.
Im Bereich der globalen Gesundheit arbeitet beispielsweise die zum UN-System gehörende WHO mit ihren eigenen Finanzen unter anderem zur Pandemieeindämmung wie dem weltweiten COVID-19-Ausbruch. Der Haushalt der WHO ist zwar im Vergleich zum ordentlichen UN-Haushalt anders aufgebaut, 2021 war er aber in etwa ebenso hoch. Nach der Pandemie sind die Ausgaben der WHO aber wieder gesunken.
Wer finanziert die WHO?
Von allen Sonderorganisationen der UN verfügt die WHO über das größte Budget. Dennoch gilt die Organisation als unterfinanziert und ist stark von freiwilligen Beiträgen von Staaten und Stiftungen abhängig. MEHR
Neben den Bereichen Friedenssicherung und Gesundheit werden die größten Ausgaben im Bereich der humanitären Hilfe, zum Beispiel über das Welternährungsprogramm (WFP) oder das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sowie zur Unterstützung der (nachhaltigen) Entwicklung insbesondere über das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) getätigt. Die Arbeit der Vereinten Nationen im Bereich Flucht und Migration, die sowohl humanitäre, entwicklungspolitische oder Bildungsmaßnahmen umfasst, wird ebenfalls mit großen Ausgaben durch das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) oder die im Jahr 2016 dem UN-System beigetretene Internationale Organisation für Migration (IOM) durchgeführt. Insgesamt wird dort ein Vielfaches des regulären Haushalts ausgegeben.
Unterschiedliche Prioritäten des Globalen Nordens und Südens
Die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind oft unterschiedlicher Auffassung, wofür die zur Verfügung stehenden Mittel aufgewendet werden sollen: Der Globale Süden möchte beispielsweise die Ausgaben für entwicklungspolitische Themen erhöhen, während der Globale Norden mehr in Themen wie Sicherheit und Menschenrechte investieren will.
So entfällt ein immer größerer Teil des regulären Haushalts auf die ‚Besonderen Politischen Missionen‘, bei denen der Sicherheitsrat eine größere und die Mitsprache einzelner Staaten des Globalen Südens eine geringere Rolle spielt. Gelder für diese Missionen sind Mittel, die primär für sicherheitspolitische Zwecke ausgegeben und dann nicht etwa unmittelbar in nachhaltige Entwicklung investiert werden. Daran zeigt sich der unauflösbare Konflikt, dass die wichtigsten geldgebenden Staaten, die dem Globalen Norden zuzuzählen sind, andere Ausgabenprioritäten haben als die Staaten, die aufgrund von Entwicklungsprogrammen von den Geldern profitieren.