„Pünktlich und vollständig“ – Deutschland wieder vorn

Nach der Finanzordnung und den Finanzvorschriften der Vereinten Nationen wird von den UN-Mitgliedstaaten erwartet, dass sie innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der Mitteilung des Generalsekretärs ihren jährlichen Pflichtbeitrag in voller Höhe überwiesen haben. Pünktlich und vollständig (‚promptly and fully‘) – so lautet die Devise. Nur wer seine finanziellen Verpflichtungen entsprechend erfüllt, kommt auf die ‚Ehrenliste‘ (‚honour roll‘). Diesmal galt als Stichtag der 6. Februar 2025.
Aber die Politik der 193 UN-Mitgliedstaaten orientiert sich mehrheitlich nicht an den eigenen haushaltsrechtlichen Vorgaben. Drei Gruppen sind zu unterscheiden. Als größte Gruppe sind die 145 bis 152 Staaten zu nennen, die innerhalb des Jahres bis zum 31. Dezember ihren Pflichtbeitrag gezahlt haben. Aber nur eine kleine Untergruppe von ihnen orientiert sich an den oben genannten Finanzvorschriften. Es handelt sich um diejenigen Staaten, die ‚pünktlich und vollständig‘ zahlen. Diese Untergruppe umfasste zwischen 2001 und 2017 jährlich jeweils 40 Staaten und weniger. Erst seit 2021 stieg die Zahl deutlich auf über 40 Staaten und erreichte in den Jahren 2022 und 2023 jeweils 53 Staaten.
Nur knapp ein Viertel der UN-Mitgliedstaaten zahlte pünktlich
2024 waren es 51 Staaten. In diesem Jahr sind es nur 49 Staaten gewesen. Das bedeutet, dass 2025 lediglich rund 25 Prozent der Mitgliedstaaten ihre finanziellen Pflichten entsprechend der UN-Finanzordnung erfüllt haben.
Bevor näher auf die Zusammensetzung der ‚ordentlichen‘ Beitragszahler eingegangen wird, soll noch die dritte Gruppe genannt werden. Sie bereitet der UN-Administration die größten Finanzprobleme. Hier handelt es sich um diejenigen Mitgliedstaaten, die bis zum 31.Dezember ihre jährlichen Beitragspflichten überhaupt nicht erfüllt haben. In den Jahren 2023 und 2024 waren es 51 bzw. 41 Staaten. Das bedeutet, dass jeweils über 20 Prozent der Mitgliedstaaten ihre Beitragspflichten überhaupt nicht erfüllen konnten oder wollten. Darunter befinden sich seit Mitte der 1980er Jahre die USA, deren Pflicht-Anteil am ordentlichen UN-Haushalt mit 22 Prozent am höchsten ist. Das entspricht in diesem Kalenderjahr einem Netto-Beitrag in Höhe von 820,4 Millionen US-Dollar zum UN-Haushalt von insgesamt 3,47 Milliarden US-Dollar.
Wer steht auf der ‚Ehrenliste‘?
In diesem Jahr sind auf der Ehrenliste die folgenden fünf Staaten die größten Beitragszahler (TOP 5):
- Deutschland mit 5,692 Prozent,
- Großbritannien mit 3,991 Prozent,
- Kanada mit 2,543 Prozent,
- Südkorea mit 2,349 Prozent und
- Australien mit 2,040 Prozent.
Insgesamt sind es 16,615 Prozent der veranlagten Beiträge, die von den TOP 5 der insgesamt 49 Staaten pünktlich und vollständig eingezahlt haben. Deutschland nimmt seit 2021 ununterbrochen diese erste Stelle auf der Ehrenliste ein. Neben Deutschland befanden sich auch Kanada und Südkorea in den Jahren 2021 bis 2025 stets unter den TOP 5. Von den 27 EU-Staaten haben 2025 insgesamt 17 Staaten ihre Pflichtbeiträge pünktlich und vollständig entrichtet.
Deutschland kandidiert für die Jahre 2027-2028 für einen nicht-ständigen Sitz im Sicherheitsrat. Unter den 49 Staaten mit einem Gesamtanteil von 29,492 Prozent befinden sich 2025 auf der Ehrenliste auch Österreich und Portugal mit 0,626 bzw. 0,328 Prozent. Beide Staaten konkurrieren ebenfalls mit Deutschland um die beiden zu besetzenden nicht-ständigen Sitze.
Sämtliche Informationen befinden sich auf der Webseite der Vereinten Nationen. Die jährliche Ehrenliste erfolgt stets separat bis zum genannten Stichtag. Darüber hinaus werden dann sämtliche weiteren Zahlungseingänge chronologisch bis zum 31. Dezember aufgeführt. Auf der Webseite sind sämtliche Informationen über die alljährlichen Beitragsleistungen der UN-Mitgliedstaaten für den Zeitraum ab 2019 öffentlich zugänglich. Lediglich die diejenigen Staaten, die ihre Zahlungen innerhalb eines Jahres nicht erfüllt haben, werden nicht gesondert aufgeführt. Trotzdem sind die aufgeführten statistischen Informationen wertvoll genug, um zu erfahren, welche Staaten ihre Zahlungsverpflichtungen zum ordentlichen UN-Haushalt pünktlich und vollständig erfüllen. Deutschland gehört seit fünf Jahren dazu.
Weitere Informationen zur UN-Finanzsituation über die vergangenen Jahre sind beim Beitragsausschuss (Committee on Contribution) unter dem Titel ‚Improving the financial situation‘ erhältlich.
Prof. Dr. Klaus Hüfner, Mitglied im DGVN-Präsidium