Drei Fragen an Amandeep Singh Gill
Was ist Ihre Aufgabe als Gesandter des UN-Generalsekretärs für Technologie?
Meine Rolle besteht darin, die Mitgliedstaaten bei politischen Diskussionen zu digitalen und aufkommenden Technologien zu unterstützen, innerhalb des UN-Systems Kohärenz in Technologiefragen zu fördern und einen regelmäßigen Austausch mit Akteuren der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und der Technologie-Gemeinschaft zu gewährleisten. Als Gesandter des Generalsekretärs ist es meine Aufgabe, dessen Stimme in Fragen der Technologie-Governance zu stärken.
Bietet der Globale Digitalpakt eine Antwort auf die Herausforderungen in Bezug auf Künstliche Intelligenz (KI)?
Der Globale Digitalpakt ist umfassend, ausgewogen und handlungsorientiert. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf Themen im Zusammenhang mit der digitalen Wirtschaft, Daten und KI. Die Herausforderungen und Chancen wurden bereits im ‘Fahrplan für die digitale Zusammenarbeit’ des Generalsekretärs im Jahr 2020 dargestellt. Der Pakt bietet nun die Möglichkeit, konkrete Maßnahmen umzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass durch regelmäßige wissenschaftliche Bewertungen und einen KI-Governance-Dialog ein gemeinsames Verständnis über die Auswirkungen von KI, eine einheitliche Politik und kohärente internationale Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau und zur Finanzierung von KI-Anwendungen für die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) geschaffen werden.
Welche Rolle spielt KI im UN-System und wie beurteilen Sie die Chancen und die Risiken ihrer globalen Anwendung?
KI nimmt zunehmend Raum in unseren drei Säulen Frieden und Sicherheit, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung ein. Die einzigartigen Stärken der UN machen das UN-System zu einer idealen Plattform, um die Risiken zu bewältigen und die Chancen von KI zu nutzen. Einige Risiken sind bekannt wie die Verzerrung der Realität, Desinformation, Diskriminierung und automatisierte Kriegsführung. Die Herausbildung von unbekannten Risiken müssen wir beobachten. Gleichzeitig eröffnen sich spannende Möglichkeiten, etwa um wissenschaftliche Forschung zu beschleunigen, Produktivität und Wirtschaftswachstum zu steigern, staatliche Dienstleistungen, Landwirtschaft, Gesundheit und Bildung zu verbessern und den Klimawandel zu bekämpfen. All dies geschieht nicht automatisch. Kritische Voraussetzungen wie Daten, Rechenkapazität und Talente müssen gegeben sein. Am wichtigsten ist aber, Politik richtig zu gestalten und die digitale Zusammenarbeit innerhalb und über die Grenzen hinaus zu stärken.
Das Kurzinterview und weitere Beiträge zu künstlicher Intelligenz im UN-System finden Sie im Heft 5/2024 ‘Internationale Intelligenz gefragt’ der Zeitschrift VEREINTE NATIONEN.